Die 15. Infanteriedivision im Zweiten Weltkrieg Die Kämpfe der 15. I.D. am Dnjepr und am Dnjeprbogen 28. September 1943 - 31. Januar 1944 Am 28. September 1943 rückten die letzten Einheiten der 15. Infanteriedivision in die Flussabschnitte ein; auf dem eigenen Ufer befand sich -im Gegensatz zu Abschnitten anderer Divisionen- noch kein Feind. Früh genug hatten die Kampftruppen das Ufer in Besitz genommen, das vorher unter dem Befehl des KoDiNa Harbers durch Versorgungsdienste gesichert worden war. Der Divisionsabschnitt reichte nun von Suchatschewka bis Romankowo und hatte eine Länge von etwa 35 Kilometern. Die Stellung lag im gesamten Abschnitt unmittelbar am Dnjepr-Ufer, zum Teil auf sandigen und buschgedeckten Dünen und auch in den großen Industrieanlagen, die sich am Dnjepr hinziehen. "Ausgedehnte Siedlungen von Industriearbeitern begleiten den Fluss auf seinem diesseitigen Ufer. In diesen Orten lebte eine Bevölkerung, die überwiegend aus überzeugten Kommunisten bestand und uns mit finsteren Blicken musterte." (Willemer [1], S. 151) Der in seinem Unterlauf sehr breite Dnjepr umspülte auch mehrere kleinere und größere Sandinseln, die aber aufgrund des Kräftemangels nicht in die Verteidigung mit einbezogen werden konnten. Wenige Kilometer vom Fluß entfernt, erhebt sich das Gelände freundwärts steil bis ca. 100 m über die Niederung. So konnte die Artillerie gute Beobachtungsstellen beziehen, von denen das Tal, der Fluss und auch das niedrige Ufer auf der Feindseite eingesehen werden konnte. Die Soldaten in der vorderen Linie bauten vor allem nachts die Stellungen aus. Wenigstens tagsüber ging zunächst der Wunsch nach etwas Ruhe nach den vergangenen strapaziösen Wochen und Monaten in Erfüllung. Denn tagsüber - so die einhellige Meinung aller- schien die Möglichkeit eines feindlichen Angriffs wegen der guten Einsicht in das Gelände gering. Nur die Nacht würde dem Feind helfen können. Die Verhältnisse der 15. I.D. waren somit in geordneten Bahnen. In den Nachbarabschnitten sah die Lage aber deutlich ungünstiger aus. Im Bereich des XXX. Armeekorps (die 15. I.D. unterstand diesem Korps als linke Flügeldivision) befand sich an der rechten Korpsgrenze bei Woiskowoje von Anfang an ein kleiner russicher Brückenkopf. Trotz aller Anstrengungen gelang es nicht, diesen Brückenkopf einzudrücken. Stattdessen stiegen die eigenen Verluste, und der Gegner pumpte unaufhörlich Verstärkungen in den Brückenkopf hinein, so dass er sich schließlich immer mehr vergrößerte. Im Bereich der linken Nachbardivision der 15. I.D., im Abschnitt der 62. I.D. (LII.A.K.) bei Nadenschino-Auly befand sich ein weiterer russischer Brückenkopf. Und noch weiter westlich tobte der Kampf auf dem linken Flügel der 1. Panzerarmee um gleich mehrere Brückenköpfe. Dieser Kampf sollte bald ein operatives Ausmaß annehmen. Im Abschnitt der 15. I.D. versuchte der Gegner gleich in der ersten Nacht nach dem Einrücken im Bereich des G.R. 88 mit einem starken Stoßtrupp überzusetzen. Der gelandete Feind wurde vernichtet. Aufgrund der kritischen Lage in den Nachbarabschnitten musste das II. Bataillon des G.R. 106 am 29. September 1943 nach Woiskowoje in Marsch gesetzt werden. "Zum Angriff eingesetzt, schlug sich das Bataillon hervorragend und errang in seinem Abschnitt einen Teilerfolg. Als das Bataillon von dort zurückkehrte, fügte Hauptmann König, der das Bataillon für den beurlaubten Hauptmann Stalmann während des ganzen Rückzuges hervorragend geführt hatte, seiner Meldung hinzu: "Dort unten sieht man viele Ritterkreuzträger, aber es gibt nur e i n e  15. Division." (Bei Woiskowoje kämpften eine Anzahl Truppenteile von bekannten Panzerdivisionen)" (Willemer [1], S. 152) Hauptmann König wurde nach der Rückkehr von Hauptmann Stalmann zum Kommandeur des I./G.R. 106 ernannt. In der Nacht vom 29. auf den 30.9. erfolgte ein erneuter Übersetzversuch im Abschnitt des Grenadierregiments 88. Auch dieser Versuch scheiterte blutig; der Gegner verlor 44 Tote. Am 30. September 1943 verschärfte sich die Lage bei der linken Nachbardivision. Die Radfahrabteilung 15 (früher Aufklärungsabteilung 15) war mittlerweile in das "Füsilierbataillon 15" umgegliedert und umbenannt worden. Die 15. I.D. musste diese bisher in Reserve liegende Einheit am linken Flügel bei Romankowo einsetzen. Der 15. I.D. verblieben als Reserve somit nur noch die zwei Selbstfahrlafetten-Kompanien der Panzerjägerabteilung 15 und das Feldersatzbataillon (Nomanni), das in den vorherigen Kämpfen der Division oft eingesetzt worden war und somit volle Kampferfahrung vorweisen konnte. Die Reservetruppen lagen hinter dem mittleren Abschnitt der Division und konnten mit motorisierten Kolonnen rasch an die Brennpunkte verschoben werden. Ebenfalls am 30. September verließ General Buschenhagen vorrübergehend die Division, um die Führung des LII. Armeekorps zu übernehmen. Für den Übergangszeitraum bis zum 2.10.1943 übernahm Oberst Hirt die Führung der 15. Infanteriedivision. In der Nacht zum 1.10. landete der Gegner mit starken Kräften im Abschnitt des G.R. 106. Zunächst hatte eine Kompanie kurz vor Mitternacht die Landung mehrerer Feindboote gemeldet. Oberstleutnant Laengenfelder unterrichtete die Divisionsführung, forderte aber zunächst keine Unterstützung an, da er die Landung als ein Stoßtruppunternehmen ansah. Sein Bataillon würde damit schon fertig werden. Doch eine Stunde später forderte er bereits die Regimentsreserve an, da es nicht gelungen war, den Feind zu werfen. Die Divisionsführung setzte daraufhin vorsorglich die Divisionsreserve in Richtung G.R. 106 in Marsch. Im Morgengrauen stellte sich schließlich heraus, das der Gegner mit nicht weniger als zwei Schützenregimentern gelandet war und bereits 3 km landeinwärts in Tritusnaja eindrang. Doch hier traf ihn nun der Gegenangriff der Divisionsreserve. Das Feldersatzbataillon wurde wirksam von den beiden Kompanien Selbstfahrlafetten der Panzerjägerabteilung 15 unterstützt. Unter schweren Verlusten wurde der Gegner aus der Ortschaft wieder hinausgedrängt. "Zwar konnte bei Tageslicht die Artillerie, im Verein mit flankierend eingesetzten schweren Pak jedes weitere Übersetzen verhindern, wenn aber bis zum Einbruch der Dunkelheit nicht der letzte Russe auf dem Südufer tot oder gefangengenommen sein würde, dann war mit Sicherheit zu erwarten, dass am nächsten Morgen der Gegner in einem verstärkten und wohlausgebauten Brückenkopf sitzen würde, den zu zerschlagen sehr fraglich sein musste." (Willemer [1], S. 153) Daher wurden alle verfügbaren Kräfte dem G.R. 106 zugeführt. Das G.R. 81 griff mit Stoßtrupps von Westen her entlang des Flusses an. Dem G.R. 88 wurde befohlen, vorsorglich ein Bataillon aus der Front zu ziehen. Als letzte verfügbare Truppe wird dem Grenadierregiment 106 ein Unterführerlehrgang des Pionierbataillons 15 zugeführt. Die Zuführung dieser Soldaten gab dem liegengebleibenen Angriff neuen Schwung. Im konzentrischen Angriff gelang es schließlich, den Gegner schrittweise an seiner Landungsstelle zusammen zu drängen. Doch hier kann sich der Gegner am abfallenden Hang festkrallen. Er gräbt sich ein und kann jetzt auch von seiner Artillerie und von Granatwerfern vom anderen Ufer wirkungsvoll unterstützt werden. Dennoch gelingt es dem G.R. 106 schließlich, den letzten Widerstand bis zum Beginn der Dämmerung zu zerschlagen. 300 tote Russen liegen auf dem Landeabschnitt, 50 weitere werden gefangen genommen. Auch landeinwärts in Tritusnaja lagen viele Gefallene. Zahlreiche weitere kamen im Fluß ums Leben. Zwei russische Regimenter wurden aufgerieben. Eine restlose Zerschlagung eines russischen Brückenkopfes gelang selten; Oberstleutnant Laengenfelder erhielt dafür das Ritterkreuz. Am 1. Oktober 1943 wurde das Füsilierbataillon 15 in die Abwehrkämpfe der linken Nachbardivision hineingezogen. Einen Tag später übernahm General Buschenhagen wieder die Divisionsführung. Am 4. Oktober wurde in Romankowo ein Feindangriff abgewehrt. "Am 6.10. verließ Oberst Hirt die Division zu anderer Verwendung. Mit ihm verlor die Division ihren langjährigen Artillerie-Regimentskommandeur, der nicht nur sein Regiment vorzüglich geführt hatte, sondern auch mit großem taktischen Verständnis den Kampf der Division seit dem Frankreich-Feldzug maßgeblich beeinflusst hatte. Sein Nachfolger wurde Oberst von Schoen-Angerer." (Willemer [1], S. 153) Am 17. Oktober wurde in Romankowo erneut ein Feindangriff abgewehrt. Im Abschnitt Dnjepropetrowsk-Romankowo waren zu dieser Zeit die 1. Gardearmee, die 46. Armee und zwei Panzerbrigaden als Feinverbände festgestellt worden. Es war zu erkennen, dass der Gegner diese Kräfte von Ost nach West verschob; offenbar sah er davon ab, im Abschnitt der 15. I.D. einen Brückenkopf zu erzwingen. Stattdessen verstärkte er seine Kräfte im Brückenkopf Romankowo - Auli. Nördlich von Tritusnaja wurde am 9.10. ein sowjetischer Stoßtrupp, der mit fünf Booten anlanden wollte, zersprengt. Am 15. Oktober 1943 gelang den Russen schließlich in Richtung Pjatchatki ein operativer Durchbruch am linken Flügel der 1. deutschen Panzerarmee. Als "Feuerwehr" sollte daraufhin die 15. I.D. in diesem Kampfraum zur Hilfe eilen; sie selbst sollte durch die noch kampfunerfahrene, neu eingetroffene 376. I.D. abgelöst werden. Noch am selben Tag begaben sich General Buschenhagen und Teile des Stabes in den neuen Kampfraum, um die Lage vorab zu erkunden. Einen Tag später, am 16.10. wurde das Grenadierregiment 106 und die II. Abteilung des A.R. 15 auf Lkw des Kodina verladen und in Marsch gesetzt. Die Truppen wurden der 23. Panzerdivision unterstellt. Schon einen Tag später stand das G.R. 106 im Raum Borodajewka - Anowka in schweren Abwehrkämpfen. "Das Regiment bewährte sich in diesem Einsatz, ebenso später im Rahmen der Division Großdeutschland. Als es im November unter den Befehl der 15. I.D. zurücktrat, äußerte der I a von Großdeutschland, Oberst i.G. Natzmer: "Das Regiment hat sich so gut geschlagen, dass wir es gern als eines unserer Regimenter behalten würden. Wenn Oberst Laengenfelder noch nicht das Ritterkreuz gehabt hätte, so würde er es sich bei Großdeutschland erworben haben." "(Willemer [1], S. 154) Doch die Verluste des Regiments waren in diesen Kämpfen hoch. Der von Willemer als "tapfer" beschriebene Kommandeur des I. Bataillons, Hauptmann König fiel. Der Kommandeur des II. Bataillons, Hauptmann Stalmann fiel durch Verwundung aus. Sein Bataillon erlitt so schwere Verluste, dass es aufgelöst werden musste. Am 17. Oktober wurde auch das G.R. 88 (ohne das II. Batailon) an die Krisenfront verlegt. Da die Wege verschlammt waren, wurde das Regiment mit der Bahn über Apostolowo und Krivoi Rog in den Kampfraum des LVII. Panzerkorps transportiert. Auch dieses Regiment wurde sofort in schwere Kämpfe verwickelt, schlug sich aber nach Willemer "vorzüglich". Der Kommandeur des III. Bataillons, Major Laudenbach, erhielt das Ritterkreuz. Somit standen die Regimenter 88 und 106 im Schwerpunkt des russischen Angriffs. Der Gegner versuchte, über Pjatichatki nach Krivoi Rog vorzustoßen. Die beiden Regimenter konnten den Angriff - in Kampfgruppen aufgeteilt, mit Alarmeinheiten vermischt und mit Resten verschiedender Truppenteile und Teilen von Panzerdivisionen ergänzt- schließlich im Raum Krivoi Rog zum Stehen bringen. Weitere Truppenteile der 15. I.D. wurden in den neuen Kampfraum geworfen: Das I./81, das II./88 und die I./A.R. 15 folgten nach. Somit war die 15. Division in drei Teile aufgeteilt worden: Das G.R. 106 kämpfte erst unter der 23. Pz.Div., später bei der Panzergrenadierdivision Großdeutschland. Das G.R. 88 kämpfte im Rahmen der "Gruppe Buschenhagen" zusammen mit der 9. Panzerdivision und der SS-Kavalleriedivision. Alle übrigen Teile der Division, namentlich der Divisionsstab, das G.R 81 ohne I. Bataillon, das Füsilierbataillon 15, das Pionierbataillon 15, die Panzerjägerabteilung 15  und zwei Artillerie-Abteilungen (I., III.), verteidigten zusammen mit einem Bataillon der 376. I.D. weiterhin die Dnjepr-Stellung. Diese Divisionsteile der 15. wurden von Oberst Freytag geführt. Die ursprünglich vorgesehene Verlegung der restlichen Teile der 15. I.D. in den neuen Kampfraum konnte nicht durchgeführt werden, da die 376.I.D. am linken Flügel der 1. Panzerarmee festgehalten wurde und weil der Brückenkopf bei der benachbarten 62. I.D. so groß wurde, dass auch der linke Flügel der 15. I.D. in die Kämpfe hinein gezogen wurde.   Hier wurden das III./81 (von Criegern), das Füsilierbataillon 15, das Pionierbataillon 15 und die Masse der Panzerjägerabteilung 15 eingesetzt; der schon am Donez bewährte Oberstleutnant Börgemann übernahm die Führung dieser Verbände. "Er verstand es, in geschmeidiger Kampfführung mit den Russen um jeden Fußbreit Boden zu feilschen und sich durch geschickte Gegenstöße immer wieder Luft zu machen. Doch konnte auf die Dauer eine noch so elegant Fechtweise gegen den Druck der russischen Masse nicht aufkommen, zumal die Artillerie in diesen Wochen chronisch an Munitionsmangel litt." (Willemer [1], S. 156) Am 23. Oktober brachen die Russen bei Woskobinje über die Bahn durch. Der Durchbruch konnte nur durch direktes Richten der Geschütze und den Einsatz der letzten Reserven aufgefangen werden. Am 24.10. wurden weitere Angriffe abgeschlagen. An diesem Tage ging außerdem der Befehl ein, dass sich das XXX. Armeekoprs aus dem Dnjeprbogen zurückziehen sollte. Das Koprs sollte ab dem 25.10. früh in die Sehne, zunächst bis hinter die Mokraja Sura zurückgehen. Aufgabe der 15. Infanteriedivision war es, mit Rücksicht auf die vorgestaffelte rechte Nachbardivision (367. I.D.) die Durchgangsstraße IV bis zum Abend des 25. 10. offen zu halten. Die Durchgangsstraße IV war der Rückzugsweg für zwei Divisionen. Wenn es dem Gegner gelang, diese Straße zu sperren, war die Zurücknahme der Divisionen unmöglich - ebenso wie der Aufbau einer neuen Front hinter der Mokraja Sura. Entsprechend besorgt war die Divisionsführung, ob sie diese äußerst wichtige Aufgabe am nächsten Tage mit den zur Verfügung stehenden Kräften erfüllen konnte.  Der Division waren das G.R. 542 und das I./G.R. 672 unterstellt worden. Diese Verbände wurden am Nordrand von Nowostepanowka eingesetzt um unter allen Umständen die Verbindung zur 62. I.D. aufrecht zu halten. Doch von dort bis zum G.R. 81 in Dneprodsershinsk stand auf einer Entfernung von 12 km nur eine dünne Linie bestehend aus dem Füsilierbataillon 15, dem Pionierbataillon 15 und aus der Panzerjägerabteilung 15, die durch einige Sturmgeschütze der Sturmgeschützabteilung 232 verstärkt worden war. Wie zu erwarten war, hielt diese dünne Linie dem russsichen Ansturm nicht stand. Am Morgen des 25. Oktober 1943 stieß der Gegner tief auf Nikolajewka im Südosten und in südliche Richtung auf die Durchgangsstraße IV vor und drang außerdem in Nowostepanowka und Dneprodsershinsk ein. Sein Ziel war offenbar, die östlich stehenden Teile der 15. I.D. und die 387. I.D. zu vernichten. Am Morgen des 25.10. flossen zwar die Fahrzeuge der 387. I.D. zügig über die Durchgangsstraße IV ab, doch musste für die komplette Evakuierung diese Bewegung bis zum Abend fortgesetzt und die Durchgangsstraße IV zu diesem Zweck so lange offen gehalten werden. "Doch gerade in dieser schweren Lage bewährten sich alle Truppenteile der Division aufs Höchste." (Willemer [1], S. 158) Der Feind war in die Artilleriestellung nordwestlich Nikolajewka eingedrungen. Hier warf ihn das Füsilierbataillon 15 zurück und brachte den gesamten Feindangriff in diesem Abschnitt zum Stehen. Das Loslösen des Grenadierregiments 81 aus der Dnjeprfront wurde von Oberstleutnant Börgemann mit seinen Panzerjägerkompanien und Sturmgeschützen gedeckt. Gegen 12:00 Uhr an diesem 25. Oktober 1943 wurde die Gruppe Börgemann aus dem Raum südlich von Dnjeprodsershinsk herausgelöst. Der schwere Auftrag lautete nun, über Nikolajewka die Durchgangsstraße IV zu erreichen und diese offen zu halten. Das Feldersatzbataillon 15 deckte unterdessen im hinhaltenden Kampf den Rückzug der Besatzung der Dnjeprfront. Gegen Abend war die Durchgangsstraße IV immer noch befahrbar. Die Massse der Artillerie, das Grenadierregiment 81 und die 387. Infanterie-Division strebten über die Durchgangsstraße hinweg ihren neuen Verteidigungsabschnitten zu. Auch der Divisionsstab wechselte die Stellung. Vor der Straße leistete Oberstleutnant Börgemann mit den Kompanien Frank, Schönwitz, Heller und Colin (auch die Stabskompanie war als Kampftruppe eingesetzt worden) , verstärkt durch die Sturmgeschützabteilung 232 "sein Meisterstück" (Willemer, ebd.). Die Kampfgruppe fungierte als "Schild"; dabei griff sie zunächst die sowjetischen Panzerspitzen an und warf sie zurück. Anschließend täuschte sie in beweglicher Kampfführung das Vorhandensein stärkerer Panzerkräfte vor. Der mit zwei Schützendivisionen und zwei Panzerbrigaden weit überlegene Feind konnte solange in Schach gehalten werden, bis bei Beginn der Dunkelheit der letzte Mann und das letzte Fahrzeug die Durchgangsstraße IV passiert hatten. Die Division konnte somit ungeschlagen hinter der Mokraja Sura ihre neue Stellung beziehen. Dass es in solchen kritischen Situationen innerhalb der deutschen Führung auch Reibungen und Meinungsverschiedenheiten geben musste, unterstreicht diese Episode: "In der Nacht kam es noch zu einem heftigen Telefonkrieg, weil Major Triska [15.I.D.], der mit der Einweisung in die neue Stellung beauftragt worden war, sich etwas zu drastisch und als Götz von Berlichingen gegenüber einem Nachbar-Divisionskommandeur geäußert hatte. Dieser war vor allem darüber verbittert, dass der I a [der 15. I.D., Oberstleutnant Willemer] den Major Triska auch noch in Schutz nahm." (Willemer [1], S. 158) Jedenfalls war der Kommandierende General des Korps, General Fretter-Pico hochzufrieden mit dem gelungenen Rückzug und sprach der 15. I.D. seine hohe Anerkennung für die Leistungen des Tages aus. Die 15. Infanteriedivision stand nun wieder in einer zusammenhängenden Front. Die Feindangriffe hielten indessen aber unvermindert und Tag für Tag an. So mussten am 26. Oktober die Panzerjäger und Sturmgeschütze eingreifen, um mehrere Feindeinbrüche zu bereinigen. Am 27.10. wurde der Gegner südlich von Odarowka an der Durchgangsstraße IV aufgefangen. Am 28. Oktober 1943 übernahm General Buschenhagen wieder die Divisionsführung. Zu dieser Zeit waren die Regimenter 88 und 106 noch abgestellt, doch wurde der Gruppe Buschenhagen am selben Tag noch die 387. I.D. unterstellt. Von diesem Tage an zog sich die Gruppe Buschenhagen -schrittweise kämpfend- jeden Tag etwa 4-6 km zurück. Dies reichte gerade, um den Gegner zu neuer Aufklärung, Bereitstellung und zu einem neuen Artillerieaufmarsch zu zwingen. Am 2. November 1943 wurde Major Triska bei der beabsichtigten Wiedereroberung einer wichtigen Höhe verwundet. Die zuvor angesetzte Infanterie war kaum voran gekommen, so dass im Anschluss Major Triska mit der Führung des Unternehmens beauftragt worden war. "Mit einigen Pionieren seines Stabes brachte er den Angriff in gewohnter Weise in Schwung und nahm die Höhe mit geringen Verlusten. Dort traf ihn ein Granatsplitter in den Bauch. Er organisierte zunächst die Abwehr und erschien dann auf dem Divisionsgefechtsstand. Hier schilderte er den Kampf und erklärte dann, wegen eines "kleinen Risses" einmal für 10 Minuten zum Hauptverbandsplatz gehen zu wollen, um sich ein Pflaster geben zu lassen. Dort wurde er schleunigst operiert und in die Heimat abgeschoben. Dieser vorzügliche Soldat war in der Division wegen seiner unerschütterlichen Ruhe und seiner Tapferkeit bekannt. Seine behaglich österreichische Mundart- er würzte jeden seiner Sätze mit zahlreichen "dahiers"- trug dazu bei, ihn zu einer populären Gestalt zu machen." (Willemer [1], S. 159). Triskas Vertretung übernahm zunächst der Hauptmann d.R. Ostner, der trotz schwerer Verwundung aus dem 1. Weltkrieg den Posten eines Hauptmanns beim Stabe versah, bis später Hauptmann Lechler als etatmäßiger Führer an die Spitze des Bataillons trat. Am 3. November wurden alle Teile der 15. I.D. mit Ausnahme der Panzerjägerabteilung 15 beim XXX. Korps aus der Front herausgelöst und zum LII. Armeekorps in Marsch gesetzt. An der Front beiderseits Sofijewka wurden somit alle Divisionsteile wieder vereinigt. Auch die fehlende Pz.Jg.Abt. 15 konnte später wieder heran geholt werden. Die 15. I.D. war gezwungen, den inzwischen selten gewordenen Gliederungszustand von drei Bataillonen je Regiment auf zwei Bataillonen zu ändern. Ein entsprechender Armeebefehl war eingegangen; jedoch zwangen auch die schweren Verluste zu dem Schritt, dass jedes Regiment ein Bataillon endgültig auflöste. Doch trotz dieser Reduzierung und trotz Abgaben des Feldersatzbataillons konnten die Kompanien der nunmehr verbliebenen sechs Infanteriebataillone auf nicht mehr als 50 Mann pro Einheit gebracht werden. Die Schwächung des Füsilierbataillons 15 war besonders drastisch; hier betrug die Kampfkraft gerade noch die einer verstärkten Kompanie. Die 15. I.D. war am Dnjepr mit dem von Willemer als "vorzüglich" bewerteten Sturmgewehr ausgestattet worden. Der Einsatz dieses neuen Gewehrs war noch in der Erprobung. Die 15. I.D. sollte hierbei die Frage beantworten, ob durch das Sturmgewehr die leichten M.G. der Schützenkompanien entbehrlich würden. Die Kommandeure und die Kompaniechefs waren einhellig der Meinung, dass das l.M.G, auch weiterhin als erster Träger des Feuerkampfes in den Schützenkompanien beibehalten werden sollte.  Bereits Ende Oktober erfolgte die Umstellung der Gewehr- und M.G.-Munition von Messing auf Eisenhülsen. Durch eine unaufhörliche Folge von Ladehemmungen entstanden ernste Krisen im Gefecht. Erst Unterweisungen, eigene Versuche und Erfahrung führten dazu, dass die Truppe mit dieser Munition umgehen lernte und mit ihr schießen konnte. Die Sowjets setzten die Dnjeprfront unterdessen weiter unter schweren Druck. Um die Monatswende hatte ein Gegenangriff der deutschen 24. Panzerdivision und der 14. Panzergrenadierdivision zwar die Gefahr eines operativen russischen Durchbruchs gebannt; dennoch griffen die Einheiten der 2. Ukrainischen Front immer wieder die dünnen deutschen Linien an. Neben der eigenen Division wurde General Buschenhagen im Abschnitt Sofijewka die rechts anschließende 9. Panzerdivision unterstellt. Links von der Gruppe Buschenhagen wurde die schwer angeschlagene 62. I.D. eingeschoben. Die 15. I.D. unterstand nur wenige Tage dem LII. Armeekorps, ehe wieder das vertraute LVII. Panzerkorps den Befehl übernahm. Am gleichen Tage, am 13. November 1943 nahm General Buschenhagen endgültig Abschied von der 15. I.D., da er zum Kommandierenden General des westlich von Krivoi Rog stehenden LII. Armeekorps berufen wurde. Die Führung der 15. I.D. übernahm Oberst i.G. Sperl. "Mit ihm [Buschenhagen] verlor die Division einen hervorragenden Kommandeur, der sich ebenso durch taktische Brillianz als durch soldatisches Temperament auszeichnete. Die Division wuchs unter ihm zu hoher Leistung heran." (Willemer [1], S. 160) Auch der umsichtige und organisatorisch geschickte Divisionsarzt Prof. Dr. Schroeder verließ die Division- ebenso der bewährte Oberstleutnant Börgemann, unter dem die Panzerjägerabteilung 15 weit über ihre eigentliche Aufgabe hinaus zu einer gepanzerten Eingreiftruppe der 15. I.D. geworden war. Im Raum Sofijewka. Den ganzen November über versuchten die Sowjets durch meist in Bataillonsstärke geführte Zermürbungsangriffe, die Front der 15. I.D. unaufhörlich zu erschüttern. In den über mehrere Wochen andauernden Kämpfen gelang es ihm aber nur, die Front beiderseits des Ortes um wenige Kilometer zurück zu drängen, doch dann trat Ruhe ein. In einem Regiment der 15. I.D. traten vorrübergehend Ermüdungserscheinungen auf. In diesem Regiment waren zu viele Führer und Unterführer durch die vorangegangenen schweren Kämpfe gefallen oder durch Verwundung ausgefallen. An ihre Stelle mussten somit Offiziere und Unteroffiziere treten, die der Belastung der harten Kämpfe nicht immer gewachsen waren. Der Ersatz aus der Heimat "ging in seiner besten Qualität in die Panzerdivisionen, die Fallschirmjägerdivisionen und in die SS-Verbände. Die Infanterie erhielt das, was übrig blieb. Um so höher ist zu bewerten, dass dieser Ersatz unter der Anleitung bewährter Kommandeure in seine Aufgaben hineinwuchs." (Willemer [1], S. 162)   Dem Feind ging im Dezember schließlich die Kraft für weitere Zermürbungsangriffe aus. Hierbei half auch eine neue, unkonventionelle Taktik bei der Stellungsauswahl. Die 15. I.D. ging trotz Kritik von vorgesetzten und benachbarten Dienststellen dazu über, die Hauptkampflinie auf den Hinterhang zu legen, was sich bei den aufgewölbten Hügeln der Ukraine anbot. Der Feind konnte die Stellung am unteren Teil des Hanges von der Höhe aus nicht einsehen und deshalb auch nicht mit beobachtetem Artilleriefeuer fassen. Wenn er aber von der Höhe herunterkam, hob er sich vom Horizont ab und lief geradewegs in das Verteidigungsfeuer nicht erkannter Stellungen hinein. Die Beobachtungsstellen der eigenen Artillerie befanden sich auf der nächsten rückwärtigen Höhenrippe, von wo aus sie den abfallenden Hang vor der HKL genau einsehen und das Feuer gezielt leiten konnten. Bei Tage war zwar kein Fahrzeugverkehr von hinten zur HKL möglich, aber innerhalb der Stellungen konnten sich die Kompaniechefs und Bataillonskommandeure gedeckt von einem Flügel zum anderen bewegen. Die zweite Änderung in der Verteidigungstaktik betraf den Stellungsbau. Es wurden keine durchgängige Kampfgräben mehr angelegt, stattdessen setzte man verstärkt auf Einzelanlagen, die aus der Feuerstellung für das M.G. und die Schützen mit ein oder zwei Wechselstellungen, einem splittersicherem Unterstand und einem kurzen Stück Kriechgraben nach rückwärts bestand. Diese Anlagen waren viel leichter zu tarnen und konnten mit einem Bruchteil des bisherigen Arbeistaufwands erstellt werden. Gerade mit zunehmender Dauer der Krieges musste auf die Schonung des Kämpfers Wert gelegt werden. In dieser Zeit war es der Division dagegen nicht möglich, größere Reserven zu bilden. Nur die Reste des Füsilierbataillons 15, das Pionierbataillon 15 und die Panzerjägerabteilung 15 verblieben der Divisionsführung. Deshalb hielten sich die einzelnen Regimenter außer den Reiter- und Regimentspionierzügen mindestens eine Kompanie zurück. Die Bataillone behielten einige Gruppen in Reserve. Das Feldersatzbataillon war nach Auffüllung nun 5 Kompanien stark, von denen jeweils eine den Grenadierregimentern zum Eingewöhnen an ruhige Frontabschnitte zugeteilt wurde. Nur durch diese Aushilfen bei der Reservenbildung war es möglich, die Infanteristen der vordersten Linie immer wieder für einige Tage im Gruppen - oder Zugverband abzulösen, so dass die Soldaten einige Tage Erholung fanden. Die Verpflegungsversorgung war in dieser Zeit gut, da in der bisher vom Krieg verschonten Ukraine reiche Vorkommen an Weizen und Sonnenblumenöl vorhanden waren. So befand sich an der Bahnstrecke im linken Teil des Abschnitts der 15. I.D. dicht hinter der HKL ein Berg von Weizen, an dem sich die Gespannfahrzeuge der Division reichlich bedienten, ohne dass er kleiner zu werden schien. "So hatten auch die Pferde gute Tage, zumal vorzügliches Kleeheu in Mengen vorhanden war." (Willemer [1], S. 163). Auch die Winterausstattung und die Kraftstoffzuweisung war ausreichend. Der große Mangel herrschte jedoch bei der Munition. Er betraf alle Kaliber, auch die M.G.-Munition wurde knapp. Der Monat Dezember verlief an der Front relativ ruhig. Das Weihnachtsfest wurde nicht gestört, allerdings gab es in dem Gebiet weit und breit keine Tannenbäume- eine Eigenart des Landes. Die Ruhe im Dezember wurde zum Stellungsausbau genutzt. Die Division befand sich zum Jahresende somit fest gefügt in guten Verteidigungsstellungen. Kleine, aber nicht unbedeutende Reserven waren vorhanden, so dass ein Großangriff einigermaßen zuversichtlich erwartet werden konnte. In einer Meldung der 1. Panzerarmee (Geheime Chefsache vom 29.12.1943) wurde eine Einteilung des inneren Kampfwertes der Divisionen vorgenommen. In der Gruppe IV wurden zwei Infanteriedivisionen genannt, die zum Versagen neigen würden. In der Gruppe III wurden zehn Infanteriedivisionen als durchschnittlich eingestuft. In der Gruppe II wurden die 9., 17. und 23. Panzerdivision, die 2. Fallschirmjägerdivision und die 257., 258. und 335. Infanteriedivision als "gut" bewertet. In die Gruppe I wurden Divisionen eingeteilt, die "unbedingt zuverlässig, in Krisenlagen besonders bewährt" waren. Dazu gehörten: Die 11., 13. und 24. Panzerdivision, die 16. Panzergrenadierdivision und die SS-Panzergrenadierdivision "Totenkopf", die 3. Gebirgsdivision und die 97. Jägerdivision, sowie die 17., 46., 111. I.D. ...und die 15. Infanteriedivision. Quelle:  [ 1 ]   Offenhalten der Durchgangsstraße IV durch die 15. I.D. am 25. Oktober 1943 (Quelle: Divisionsgeschichte Willemer [1]) Einsatz der aufgeteilten 15. I.D. zur Bekämpfung des sowjetischen Durchbruchs am Dnjepr im Oktober 1943 (Quelle: Divisionsgeschichte Willemer [1]) Die Lage der 15. I.D. bei Sofiewka im Dezember 1943 (Quelle: Divisionsgeschichte Willemer [1])