Die 15. Infanteriedivision im Zweiten Weltkrieg Abwehrkämpfe der 15. I.D. im Jelnja-Bogen (6.8. - 22.8.1941) Ab dem 28. Juli 1941 marschierte die 15. I.D. nach der Schlacht um Mogilew weiter nach Osten. Der Weg führte sie über Ssuchari, Rjasna, Mstislawl, Potschino und Baltutino nach Jelnja. Am 3. August 1941 schied die 15. I.D. auf fernmündlichen Befehl aus der OKH-Reserve aus und wurde der Panzergruppe 2 unter Generaloberst Guderian unterstellt. Am 4. August 1941 hatte sich der Ia beim Panzergruppenstab zum Befehlsempfang zu melden. Mittlerweile war der Angriff der Heeresgruppe Mitte in der allgemeinen Linie ostwärts Roslawl, ostwärts Jelnja, Jarzewo, Weliki Luki zum Stehen gekommen, da die vergangenen schweren Kämpfe ein Halten und Aufschließen notwendig gemacht hatten. Die schnellen Verbände mussten für den weiteren Einsatz aufgefrischt werden, der Nachschub musste wieder Anschluss gewinnen. Die russische Gegenwehr hatte sich zudem als unerwartet zäh herausgestellt. Mit dem Erreichen der oben genannten allgemeinen Linie hatte sich ostwärts Jelnja ein Frontvorsprung ergeben, der in Form eines "kurzen dicken Fingers" (Willemer [1]) nach Osten vorragte und nördlich, östlich und südlich von Jelnja einen um jeweils ca. 10 km vorgelagerten Bogen beschrieb. Gegen diesen sog. Jelnja-Bogen richteten sich seit Ende Juli die Angriffe der russischen Divisionen unter ihren Befehlshaber Timoschenko. [vergl. Quelle 1] Am 4. August 1941 wurde in Nowy Borissow im Hauptquartier der Heeresgruppe Mitte in Gegenwart Hitlers das weitere Vorgehen der deutschen Truppen besprochen. Es ging um die Frage, ob Moskau oder das Industriegebiet der Ukraine das nächste Ziel sei. Guderian kämpfte für ein Fortsetzen der Offensive in Richtung Moskau. “Eine Entscheidung über diese, für uns wesentliche Frage der Kriegführung wurde an diesem Tage nicht getroffen. Die Besprechung wandte sich dann Einzelfragen zu. Für meine Panzergruppe war wichtig, dass eine Räumung des Jelnja-Bogens abgelehnt wurde, weil sich noch nicht übersehen ließ, ob dieser Vorsprung nicht doch noch als Ausgangsstellung für den Angriff auf Moskau benötigt würde.” (Guderian [21], S. 171) [vergl. Quelle 21] Die Russen setzten das Eindrücken dieses Frontvorsprungs mit der Zerstörung des "Nimbus der deutschen Überlegenheit" (Willemer) gleich; sie versprachen sich von einem Angriffserfolg einen wichtigen moralischen Effekt. Vor allem aber sollte der Vorsprung beseitigt werden, weil er für die deutsche Seite - wie oben beschrieben- eine wichtige Ausgangsbasis für einen Angriff in Richtung Moskau darstellte, den die Deutschen unter allen Umständen halten wollten. Das Resulat war ein sehr erbitterter und verlustreicher Kampf, in den die 15. I.D. mitten hinein geworfen wurde. Bereits 60 - 70 km vor Jelnja wurde die vorderste Marschgruppe, das I.R. 88, mit Kraftwagen- Kolonnen der Waffen-SS-Division "Das Reich" vorgefahren, um bereits in der Nacht vom 5. auf den 6. August Teile dieser im Jelnjabogen eingesetzten Division abzulösen. Die zu Fuß weitermarschierenden restlich Truppenteile der 15. I.D. lösten zwei Tage später, in der Nacht vom 7. auf den 8.8. 1941, die übrigen Teile der Division "Das Reich" ab. An den von schweren Kämpfen gezeichneten Gesichtern der abgelösten Waffen-SS-Männer konnten die Soldaten der 15. I.D. ablesen, dass ihnen eine schwere Aufgabe bevorstand. Am 8. August 1941 mittags übernahm die 15. I.D. den Befehl im Nordabschnitt des Jelnjabogens. Rechter Nachbar war an diesem Tag die 268. I.D.. Linker Nachbar war die 17. Panzerdivision. Die 15. I.D. unterstand dem XXXXVI. Panzerkorps (General von Vietinghoff); dieses Korps wurde aber bereits einen Tag später vom XX. Armeekorps (General Materna) abgelöst, dem die 15. I.D. dann während des gesamten Einsatzes im Jelnjabogen unterstand. Stellt man sich eine Uhr vor, bei der Jelnja den Zeigermittelpunkt bildet und bei der die "12" nach Norden zeigt, so wurde die 15. I.D. etwa in einem Jelnja umschreibenden  Bogen von 11 bis 2 Uhr eingesetzt. [vergl. Quelle 1] Am 11. August entschied sich Hitler dafür, den Vormarsch auf Moskau zunächst auszusetzen und stattdessen den Schwerpunkt der Panzerkräfte auf die Ukraine zu legen. Guderian musste diese Entscheidung hinnehmen, schlug aber folgerichtig vor, den nun nicht mehr benötigten Vorsprung bei Jelnja aufzugeben, da ein Festhalten ständige Verluste forderte. “Die Heeresgruppe und das OKH lehnten aber auch diesen Vorschlag ab. Die fade Begründung, “dem Feind gehe es noch viel schlechter als uns”, stieß am Wesen des Vorschlages, dem Sparen von Menschenleben, vorbei.” (Zitat: Guderian [21] , S. 176) [vergl. Quelle 21] Der Jelnja-Bogen blieb somit bestehen, und die 15. Infanteriedivision musste diese verhängnisvolle Entscheidung mit viel Blut bezahlen. Das I.R. 106 wurde im mittleren Abschnittsbereich der Division eingesetzt, wo die Russen Ihre Angriffe gegen den Vorsprung bei Uschakowa unternahmen. "Das III. / I.R. 106 stand trotz schweren Artilleriefeuers und immer wiederholter Angriffe wie ein Fels. Beim links anschließenden II. Bataillon wurden mehrere örtliche Einbrüche im Gegenstoß beseitigt. Rechts hatte das I. Bataillon eine -vergleichsweise- ruhige Stellung." (Willemer [1], S. 42). Das I.R. 106 hielt während des gesamten dreizehntägigen Kampfes seinen Verteidigungsabschnitt, ohne dass Gelände preisgegeben wurde.  Aus dem Kriegstagebuch des Oberleutnants d.R. Kalbhenn sind folgende Abschnitte über die Kampftage des I./ 106 entnommen: *** 12.8.41, 1:30 Uhr Alarm! Feind überrennt in Bat.-Stärke den linken Flügelzug des I.R. 88, gewinnt Semeschina. Der Feind wird durch einen Gegenstoß durch das III. Bataillon / I.R. 88 und die 2. Kompanie / I.R. 106 im Nahkampf zerschlagen. Ein zweiter Angriff auf die 2. Kompanie wird durch gut liegendes Sperrfeuer vereitelt; der zurückweichende Feind erleidet schwere Verluste. Semeschina unter feindlichem Feuer- ein Eindringen in das Dorf ist für die eigenen Truppen unmöglich. Ein Zug des Pionier-Bat. 15 soll die Verbindung zwischen der 2. Kompanie und dem I.R. 88 wieder herstellen. Dies gelingt, und dieses Gelände wird vom Feind gesäubert. Eine Verbindungsaufnahme zum Kommandeur des III. /88 führt zur Regelung, dass die 2. Kompanie /I.R. 106 durch einen unterstellten Zug vom 3. / 106 ihren rechten Flügel verlängert, um die Verbindung zum I.R. 88 herzustellen. Währenddessen nimmt das I.R. 88 den linken Flügel bis zum Nordostrand Semeschina zurück. Wider Erwarten erfolgt an diesem Tag kein weiterer russischer Angriff mehr. 13.8.41, 3:15 Uhr Angriff gegen die 1. Kompanie in Kompaniestärke. Der Angriff bricht zusammen. 13.8.41, 8:00 Uhr Wiederholung des Feindangriffs in Stärke von etwa 300 Mann. 13.8.41, 14:00 Uhr Dritter Feindangriff, diesmal unterstützt von drei Panzern. Die Panzer geraten in das Sperrfeuer und drehen ab, der Angriff bricht zusammen. 13.8.41, 17:00 Uhr Vierter Feindangriff, in Kompaniestärke. Leutnant Flügel zieht die ihm unterstellte Pak vor und beschießt unter seiner persönlichen Leitung Feindziele mit sehr guter Wirkung. Uffz. Heil von der 4./106 zeichnet sich durch das wirkungsvolle Feuer seines Granatwerfers aus. Der Feind zieht sich ungeregelt zurück; auch dieser Angriff ist zusammengebrochen.  *** Schwerer noch waren die Kämpfe auf beiden Flügeln. Besonders beiderseits der Grenze zur linken Nachbardivision, um Mitina, Wjanowka und das Usha-Tal, erfolgten schwere russische Angriffe. Offenbar versuchte der Feind hier, an der Sehne entlang den Jelnja-Bogen abzuschneiden und die in ihm befindlichen deutschen Kräfte einzukesseln. Auf dem linken Flügel kämpfte das I.R. 81, ihm waren die Aufklärungsabteilung (A.A.) 15 und das I. Bataillon des Infanterieregiments 507 unterstellt. Die Truppen hatten schwere Tage überstehen. Am 11. August 1941 drängte der Gegner die deutschen Linien beiderseits der Abschnittsgrenze um ca. 3 km zurück. Mitina wechselte den Besitzer mehrfach und blieb schließlich in der Hand des I./81. Zwischen dem 9. und 16. August erreichten diese Kämpfe ihren Höhepunkt, nachdem sie schon unmittelbar nach Übernahme der Stellungen durch die Einheiten der 15. I.D. begonnen hatten. "Die eigene Artillerie litt in den ersten Tagen sehr an Munitionsmangel, während der Russe anscheinend über unerschöpfliche Munitionsvorräte verfügte" (Willemer). Somit mussten die schweren Infanteriewaffen zum Hauptträger des Abwehrfeuers werden. Außerdem brachten zahlreiche Stuka-Einsätze wertvolle Entlastung. In diesen Tagen erlebte die 15. I.D. zum ersten Mal den Einsatz der sogenannten Stalinorgel.   In einem Bericht der A.A.15 sind deren Kämpfe auf dem linken Flügel dokumentiert. Im Folgenden einige Auszüge: *** 8.8.41: Eintreffen in einem Kusselgelände ca. 3 Kilometer nördlich von Jelnja. Rege Fliegertätigkeit der Russen. Deckungslöcher werden sofort gegraben. Kaum damit fertig, erscheinen fünf russische Bomber, aber die Bomben werden einen Kilometer entfernt abgeworfen. Zehn Minuten später kommen wieder 9 Bomber, die diesmal ihre Bomben mitten in das Radfahrschwadron hinein werfen. Ein Soldat wird durch Volltreffer getötet. Als nach kurzer Zeit wieder 9 Bomber eintreffen, werden sie von den inzwischen erschienenen deutschen Jägern in kaum fünf Minuten allesamt abgeschossen. Die Abteilung ist zunächst Divisionsreserve, wird aber bereits am Abend am linken Flügel zur Ablösung von Teilen der 17. Panzerdivision eingesetzt. Der Abschnitt ist hart umkämpft. 9.8.41: Verbindungsaufnahme ergibt: Gegner ist artilleristisch und infanteristisch stark überlegen. Der Abschnitt der A.A. 15 liegt bei Mitina und Wjasowka. Der heute bereits mehrfach eingebrochene Feind dringt kurz vor der Ablösung wieder in die Hauptkampflinie (HKL) ein, kann dann aber durch eingesetzte Panzer vertrieben werden. Daher muss A.A. 15 in der Nacht eine nicht sicher in eigener Hand befindliche HKL übernehmen. Auch die Verbindung zur linken Nachbardivision, die schon bei der 17. Panzerdivision als Vorgänger verloren gegangen war, kann durch ausgesandte Spähtrupps nicht wieder hergestellt werden. Die A.A. 15 wird dem I.R. 81 unterstellt. 10.8.41: Der Befehl heißt: Nicht angreifen, sondern verteidigen. Um 4:00 Uhr starker feindlicher Angriff in Stärke von ein bis zwei Bataillonen, die durch starkes Artilleriefeuer unterstützt gegen die Radfahrschwadron vorgehen. Heldenhafter, fünfstündiger Abwehrkampf, der Gegner wird abgewehrt. Wegen Munitionsmangel der Artillerie wird der Gegner vor allem vom Kavallerie- Geschützzug sehr wirksam bekämpft. Um 11:00 Uhr greifen die Russen erneut mit gleichstarkem Artilleriefeuer, diesmal aus der linken Flanke an, nachdem sie wahrscheinlich in der Lücke zur linken Nachbardivision eingebrochen waren. Um nicht umfasst zu werden, nimmt Oberleutnant Adam seinen linken Flügel um etwa 500 Meter zurück, dadurch kann der Angriff gegen 14:30 Uhr abgeschlagen werden. Leutnant Knauel und Leutnant Graf Schock fallen. Einige Soldaten werden vermisst. Ein Teil der Unteroffiziere und Mannschaften wird verwundet. Eine Panzerjägerkompanie trifft zur Verstärkung ein. Mit der Nachbardivision, der Waffen-SS-Division "Das Reich" wird für einen gemeinsamen Angriff Verbindung aufgenommen. Dieser beginnt um 17:45 Uhr, allerdings wiederum nur mit geringer Artillerieunterstützung. Gerade als die alte Linie fast wieder erreicht ist, setzt mörderisches Trommelfeuer ein, und der Feind beginnt nun seinerseit mit überlegenen Infanteriekräften anzugreifen. Bei diesem Angriff fällt Oberleutnant Adam und mit ihm der größte Teil der Schwadron. Auch der linke Flügel der Reiterschwadron, der eigene Panzerjägerzug und die unterstellte Panzerjägerkompanie haben schwere Verluste. Viele Soldaten werden vermisst, sie sind verwundet oder tot dem Feind in die Hand gefallen. Der Kavallerie-Geschützzug unter Leutnant Nagel schießt trotz des feindlichen Feuers sehr wirksam weiter und kann so den in Scharen von 50 bis 60 Mann heranstürmenden Feind aufhalten. Dadurch wird Zeit gewonnen, so dass die Reiterschwadron und eine inzwischen eingeschobene Inafnteriekompanie eine neue Verteidigungslinie aufbauen und den Feind bei Beginn der Dämmerung aufhalten können. Besonders bewährte sich dabei der Granatwerferzug von Wachtmeister Mielenz, der aufopfernd kämpfte, bis er mit einem Großteil seiner Leute gefallen war. Die Verluste des Gegeners müssen ein Vielfaches der eigenen betragen haben. Der in Massen anlaufende Feind fiel reihenweise im Feuer der deutschen M.G. 11.8.41: Um 6:00 Uhr wird ein feindlicher Angriff von deutschen Stukas im Keim erstickt. Die neue Stellung wird von der Reiterschwadron, zwei Pionierkompanien und einem bislang in Reserve gehaltenen Infanteriebataillon verteidigt. Die Reste des Reiterschwadrons (30-40 Mann) werden zum Tross zurückgeführt. Tagsüber dauerndes Trommelfeuer. Einige Feindangriffe werden abgewehrt. Weitere Feindangriffe werden abgewehrt. Ein eigener Angriffsversuch zur Wiedergewinnung der alten Stellung misslingt. 12.8.41: Gleiche Lage wie am Vortag. Oberleutnant Teschemacher wird durch Granatsplitter schwer verwundet.  13. - 21. 8.41: Die Reiterschwadron war in diesen acht Tagen ständig eingesetzt. Die täglichen Verluste betragen 4 bis 5 Mann. Leutnant Beseler wird am 14. 8. leicht verwundet. Am 15. 8. wird ein zweites Infanteriebataillon eingeschoben. Bei der benachbarten Waffen-SS-Division "Das Reich" bricht der Feind in die Stellung ein, wird aber kurz darauf mit Sturmartillerie wieder zurückgeworfen. Die starke feindliche Artillerietätigkeit ließ ab dem 16.8. nach, ebenso die Infanterieangriffe. Leutnant Drögemeier gerät mir fünf Begleitern in die feindliche Linie. Zwei geraten in Feindeshand, drei können sich absetzen. Drögemeier selbst versteckt sich zwei Tage in Kornfeldern und kehrt schließlich am 18.8. zur Truppe zurück. Am 17.8. wehrt Wachtmeister Wacke mit seinem Zug einen Angriff am linken Flügel seiner Schwadron ab.           In der Nacht zum 22.8.1941 wird die 15. I.D. und somit auch die A.A. 15 abgelöst. Die Abteilung hatte bei der Schlacht im Jelnjabogen an 13 Tagen 174 Soldaten an Toten, Vermissten und Verwundeten verloren. Zum Vergleich: Im gesamten Westfeldzug 1940 verlor die Abteilung lediglich 99 Soldaten. Wie sich später aus einer aufgefundenen Karte herausstellte, lag der Schwerpunkt des feindlichen Angriffs im Abschnitt der A.A. 15. Die Angriffe am 10.8. waren von einer noch nicht eingesetzten russischen Division durchgeführt worden. "Die Abteilung hielt da stand, wo später zwei Infanterie-Bataillone und zwei Pionier-Kompanien schwer zu kämpfen hatten. Die Soldaten der A.A. 15 haben wahres Heldentum bewiesen. Sie hielten die Stellung, bis sie fielen." (Willemer [1]). *** Auch das Infanterieregiment 88 hatte auf dem rechten Divisionsflügel einen schweren Stand. Am 10. August 1941 wurde das II. Bataillon hier von einem schweren russischen Angriff bei Klematino getroffen. Der Feind ging unter stärkster Artillerieunterstützung vor. Das Bataillon kämpfte hierbei buchstäblich bis zum letzten Mann. So wurde auch der Bataillonskommandeur, Hauptmann Ludwig,  schwer verwundet. Er starb später im Lazarett. Die Verluste waren so hoch, dass das Bataillon als Kampftruppe bis auf einen Verwaltungsstab aufgelöst werden musste. Vom 11. bis 13. August führte ein russischer Angriff beim I. Bataillon zur 22-stündigen Einkesselung der 1. Kompanie in Wydrina. Oberfeldwebel Scheitler mit dem Regiments-Pionierzug und die Regimentsmusik konnte schließlich die Verbindung wieder herstellen. Es gelang darüber hinaus, die alte HKL wiederzugewinnen. Bei diesem Gegenstoß zeichnete sich der Zahlmeister Strube aus. Der Verteidiger von Wydrina, Hauptmann Schunk, wurde für das Ritterkreuz vorgeschlagen- er fiel während des Angriffs an der Desna. In den folgenden Tagen ließen auch im Abschnitt des I.R. 88 die russischen Angriffe nach, ohne allerdings ganz aufzuhören. Nachdem die Divisionsartillerie endlich genügend Munition erhalten hatte, konnte sie sehr wirksam in die Verteidigung eingreifen, in dem sie die russischen Sturmtruppen oft schon bei der Bereitsstellung zum Angriff nieder hielt. Oberstleutnant Hirt war zusätzlich ein Artillerie- Regimentsstab und mehrere Artillerieabteilungen unterstellt worden.     [vergl. Quelle 1] Der Funker Karl Schäfer (I.R. 88) schildert seine Jelnja-Bogen-Erlebnisse so: “Den Jelnja-Bogen erlebte ich beim I. Batl.(Hauptmann Scholz). Der Einsatz war geprägt von noch nie erlebtem Artilleriefeuer und Durchbrüchen der russ. Armee. Da die Fernsprechleitungen meist zerstört waren, kam meinem Funkgerät eine besondere Bedeutung zu. In den "heißen" Tagen des Einsatzes, wobei der Russe den Batl.-Gefechtstand überrollte, hat mein 2. Mann, Gefreiter Nickel, russ. Soldaten abgewehrt und die Funkstelle verteidigt. Die hart bedrängte 2. Kompanie (Oberleutnant von Waltersdorf) wurde mehrmals in Wydrina vor russ. Angriffen durch das von mir angeforderte Artilleriefeuer geschützt. Bei der Befreiung der 1. Kompanie (Hauptmann Schunk) aus der russ. Umklammerung habe ich bei einem Stoßtrupp mit einem leichten Infanteriegeschütz und einer Pak mitgewirkt (etwa 40 Mann). Bei dem Überfall auf den Batl.-Gefechtsstand ist der Batl.-Arzt Dr. Hensel und ein Schulkamerad (Robert Peter) in russ. Gefangenschaft geraten. Die Erinnerung an Leutnant Lanio (Lauio ?), der mit verzögert abgeworfenen Handgranaten die russ. Soldaten zurückwarf, kennzeichnet die Schwere der Kämpfe um den Batl.-Gefechtsstand und die Funkstelle. Das II. Batl. war zuvor von dem russ. Angriff überrollt worden. Es gab viele Verluste; es hieß "das Batl. kämpfte bis zum letzten Mann". Der Batl.-Kommandeur fiel. Die 3. Kompanie und Teile der 14. Kompanie sowie der Pionierzug bereinigten den russ. Einbruch unter schweren Verlusten für beide Seiten. Zum Teil erfolgte insbesondere beim Pionierzug ein Kampf Mann gegen Mann mit aufgepflanztem Seitengewehr, Spaten und Gewehrkolben. Hauptmann Hühn (Zahnarzt in Gelnhausen) wurde schwer verwundet. Das II. Batl. musste nach diesem Einsatz aufgelöst werden.” [Quelle 67] Die ganze 15. I.D. atmete schließlich auf, als in der Nacht vom 21. auf den 22. August 1941 die 78. I.D. zur Ablösung eintraf. Auch diese Division hatte anschließend schwere Kämpfe in den Schwerpunkten Klematino, Wydrina, Tschakowa, Mitina und Wjasowka zu bestehen. Ein Angehöriger einer M.G.-Kompanie des I.R. 88 schildert in einem Bericht die Ablösung: *** "Der Russe hat seinen Abendsegen geschossen, langsam wird es dunkel. Die Stille ist merkwürdig und verdächtig. Noch hockt man misstrauisch im Loch und horcht zweifelnd, ob nicht doch das Heulen einer Granate den Abendfrieden zerreißt. Nein- nichts mehr. Nur ab und zu ein Gewehrschuss. Die ersten Leuchtkugeln steigen zum Himmel. Wir klettern aus den Löchern und vertreten uns die steifen Beine. Geflüsterte Unterhaltung. Heute Nacht sollen wir abgelöst werden, die Vorkommandos sind schon da und eingewiesen worden. Wir rechnen mit dem Eintreffen der neuen Einheit um 21:00 Uhr. Noch zeigen die geladenen Waffen feindwärts, doch Decken und Munition liegen schon griffbereit zum Abmarsch. Immer wieder geht der Blick auf die Uhr. So langsam ist die Zeit noch nie vergangen. Ab und zu ein Einschlag, zwar weit weg, aber er macht doch unruhig. Wenn die Russen doch bloß heute nacht Ruhe geben möchten. Um 21:00 Uhr ist noch nichts von der Ablösung zu sehen und zu hören. Zweifel weden wach, ob die Sache etwa ausfallen würde. Immer wieder steht einer auf und geht ein paar Schritte in die Richtung, aus der die "Neuen" kommen müssen, immer wieder kommt er dann vergeblich zurück. Im linken Nachbarabschnitt ist die russische Artillerie lebhafter. 'Verflucht, die haben die Ablösung erkannt.' Da hören wir das Klappern von Munitionskästen und dumpfe Tritte. Eine lange Reihe dunkler Gestalten kommt auf uns zu. Unsere Einweiser übernehmen die Gruppen und ziehen sie auseinander. Nur jetzt keine Ansammlung. Die Alte Besatzung bleibt noch eine Viertelstunde mit der neuen in der Stellung. Jetzt müsste der Russe angreifen. Da würde ihm etwas anderes geboten als von der armselig dünnen Linie der letzten 14 Tage. Flüsternd werden die Neuen eingewiesen. 'Also da drüben in dem Waldstück stellt er sich immer bereit. Dann müsst ihr mit Granatwerfern reinhauen. Auf die Mulde rechts aufpassen! Manchmal kommen auch Überläufer. Minen ? Nein, nur im linken Abschnitt. Und bei Tag gut in den Löchern bleiben. Beobachter tarnen, sonst gibt es Zunder.' Dann ist die Viertelstunde um. 'Ist jetzt alles klar? Gut, dann also 'Stellung übergeben.' - 'Übernommen.' 'Mach's gut, Hals- und Beinbruch! Also bei Tage nicht sehen lassen!' - 'Kommt gut zurück!' Wir sammeln und rücken ab. Unser Schritt ist bemerkenswert schnell. Wir haben es eilig, aus dem Hexenkessel herauszukommen. Die Mulde von Gritschina wird rasch durchschritten. Die toten Russen vom Nahkampf damals liegen noch da, ekelhaft, dieser süßliche Verwesungsgeruch. Noch schneller geht es weiter. Die Schlucht, die zum Bataillonsgefechtsstand führt, nimmt uns auf. Ab und zu stolpert einer in einen mit Wasser gefüllten Granattrichter und klettert leise fluchend wieder heraus. In diese Schlucht schießt der Russe oft nachts sein Störungsfeuer. Bloß jetzt nicht noch einen verpasst kriegen in dieser letzten Viertelstunde. Alle Sinne sind hellwach und gespannt. Das Herz klopft bis zum Halse. Mit sich selbst verärgert, kämpft man diese Beklemmung nieder. An den ersten Häusern von Jeremina soll die Kompanie sammeln. Der Spieß erwartet uns mit heißem Kaffee. Irgendwie wird es heimatlich zumute. Die Spannung der letzten Stunde klingt ab und macht einer großen Müdigkeit Platz. Noch fehlen einige Gruppen, die den Schützenkompanien unterstellt waren. Müde und abgespannt hocken wir uns hin und warten. Zigaretten glimmen unter der schützend vorgehaltenen Hand, die Namen gefallener und verwundeter Kameraden klingen auf. Langsam dämmert der Morgen, der Rest der Kompanie trifft ein. Wir stehen auf und gehen ihnen entgegen. In stiller Freude leuchten die müden Augen und wir lächeln uns in die stoppelbärtigen, schmutzigen Gesichter. "Fein, dass Du noch da bist'. Meldung der Gruppenführer. Es ist alles da, von denen, die da sein können. Dann treten wir an, eine kleine Kompanie tappt in den Morgen hinaus. Von der Straße nach Jelnja aus erkennen wir an den letzten aufsteigenden Leuchtkugeln den Verlauf der Front. Rechts, links und hinter uns zittern die hellen Kugeln hoch. Nur dorthin, wohin wir marschieren, fehlen sie, 'Donnerwetter, dann haben wir ja die äußerste Spitze gehabt.' Der Stolz springt auf, auf die schwere und doch gemeisterte Leistung. Die Müdigkeit verfliegt und die Gespräche werden munterer. 'Eigentlich sehe ich jetzt erst ein, dass wir noch einmal angreifen mussten, um die alte vordere Linie bei der Ablösung richtig zu übergeben', sagt einer. Wir freuen uns darüber, dass wir trotz der immer dünner werdenden Linie diese schwere Front gehalten haben. Noch ist eine letzte leise Melancholie in uns, aber schon werden heitere kleine Begebenheiten erzählt, Lachen klingt auf. Mit einem Mal scheint all das Ernste und Schwere der letzten Tage überwunden zu sein, wie von einem Druck erlöst spricht alles durcheinander. Eine frohe und tiefe Dankbarkeit ist in uns. " (Bericht zitiert aus Divisionsgeschichte Willemer [1], S. 47 u. 48). *** Die Kämpfe im Jelnja-Bogen stellten sich zusammengefasst für die 15. I.D. wie folgt dar: Die 15. I.D. hatte im Jelnja-Bogen mindestens drei bis vier russische Divisionen gegenüber, darunter - durch erbeutete Papiere und Gefangenenaussagen festgestellt - die 19. Schützendivision und die 107. usbekische Schützendivision. Trotz personeller und materieller Überlegenheit konnte der Gegner keinen Durchbruch erzielen. "Er scheiterte an der Standhaftigkeit der Truppe, die in Jelnja zum ersten Male bewies, dass sie auch in der Abwehr ihren Mann stellte." (Willemer [1], S. 49)   [vergl. Quelle 1] Der Jelnja-Bogen wurde schließlich dennoch von den Einheiten der deutschen 4. Armee am 5. September 1941 geräumt, “nachdem die Verluste nunmehr eingetreten waren, die ich im August durch rechtzeitiges Ausweichen hatte vermeiden wollen”, wie General Guderian in seinen Erinnerungen vermerkte. (Zitat: Guderian [21] , S. 192) [vergl. Quelle 21] In der Rückschau war der “Kampf um den Jelnjabogen” nicht nur - wie damals so gesehen-  ein Symbol erfolgreicher und standhafter Verteidigung. Er war vor allem auch ein Beispiel für die tragischen Auswirkungen von Fehlentscheidungen auf höherer Führungsebene. Der Kampf im Jelnja-Bogen zeigte zum ersten Mal auf dem östlichen Kriegsschauplatz die Auswirkungen der von Hitler später noch so oft befohlenen Strategie des starren Haltens auf. Jedesmal wurde am Ende das zu haltene Gebiet dennoch vom Feind besetzt, und meist war es zuvor durch die “Haltebefehle” zu vermeidbaren Verlusten gekommen. Ganz abgesehen von den vielen menschlichen Tragödien und vermeidbaren Opfern ergaben sich auch aus rein militärischer Sicht hieraus keine Vorteile. Selbst wenn der anrennende Gegner sogar noch etwas höhere Verluste hatte als die eigene Truppe, spielte den Sowjets ein solcher “Abnutzungskrieg” in die Hände, da die Sowjets aufgrund der größeren Bevölkerung die Verluste besser ausgleichen konnten als die Deutschen.   Straße 1 km nordöstlich Uschakowa und dem hier liegenden Abschnitt des III. Bataillons / I.R.106 [Quelle: Google Earth, "Machmood"] Übersicht über den Abschnitt im Jelnja-Bogen [Quelle: Google Earth] Der Vormarsch und die Verlegungen der 15. I.D. nach der Schlacht um Mogilew bis Ende September 1941 [Quelle: Divisionsgeschichte Willemer [1]] Der Abschnitt der 15. I.D. im Jelnja-Bogen [Quelle: Divisionsgeschichte Willemer [1]] Kirche in Jelnja (Quelle: www.wikimedia.org) Moskau oder Kiew ? Division “Das Reich” Jelnja-Bogen