Aufbau und Mobilmachung der 15. Infanteriedivision Die 15. Infanteriedivision in den Friedensjahren In den Friedensjahren bis zur Mobilmachung stand naturgemäß die Ausbildung der Rekruten und Übungen im größeren Verband im Rahmen verschiedener Manöver im Vordergrund. In Hanau entstand im Oktober 1937 das Infanterieregiment 88 (pferdebespannt). Das I. Bataillon wurde in der Hutier-Kaserne, das II. Bataillon in der neu gebauten Hessen- Homburg- Kaserne und der Regimentsstab, sowie die 13. und 14. Kompanie in der Ulanen-Kaserne untergebracht. Das III./88 wurde in Fulda stationiert. An dieser Stelle soll auf die 14. Kompanie (Panzerabwehrkompanie, genannt: “14. Europa”) des I.R. 88 näher eingegangen werden. Das Ausbildungspersonal dieser Kompanie kam vom I.R. 11 in Leipzig, erster Kompaniechef wurde Hauptmann Reimherr. Die 14. Kompanie war voll motorisiert, mit Adler Diplomat Kübelwagen, Zündapp Motorrädern und 3,7 cm Panzerabwehrkanonen ausgerüstet. Im Sommer 1938 wird die 14./88 bei Elversberg am Westwall mit den Befestigungsanlagen vertraut gemacht. Die Soldaten dieser Kompanie sind bei den zahlreichen Sportwettkämpfen innerhalb und außerhalb der Division sehr erfolgreich, so z.B. der damalige Feldwebel Alfred Becker bei einer Motorrad- Geländefahrt und die Unteroffiziere Hedicke, Konopka und Zimmermann bei der vom 21. - 23. 3. 1938 in Aschaffenburg stattfindenden Pkw-Geländefahrt. Hinzu kamen zahlreiche Auszeichnungen für die Kompanie bei Leichtathletik-Wettkämpfen. Am 18. November 1938 traten die neuen Rekruten zur Ableistung der zweijährigen Dienstzeit in die Kompanie ein. Rekrutenoffizier war Leutnant Paesler. Die Ausbildung an der Pak wurde ebenso begonnen wie der Fahrschulbetrieb. Im Januar 1939 fand auf dem Truppenübungsplatz in Wildflecken in der Rhön ein Winterschießen statt. Schnee war während dieser Zeit reichlich vorhanden, ebenso Wind und strenge Kälte. Ins Schwitzen kamen dagegen die Soldaten des Zuges Walther in Hanau, als eines Tages der Unteroffizier vom Dienst (UvD) im Rapportbuch eingetragen hatte: "Flöhe auf Stube 5". Das Buch wurde dem Kompaniechef Hauptmann Reimherr vorgelegt, der in seiner allseits bekannten, kurzen Art hinein schrieb: "FANGEN !" Bei Ausführung des Befehls soll nichts auf den Stuben geblieben sein, was nicht fest eingebaut war. Im März 1939 fand in der Stadthalle Hanau ein Gala-Abend statt, der von der 14. und der 3. Kompanie veranstaltet wurde (u.a. war der spätere Ritterkreuzträger Oberleutnant Möller einer der Organisatoren). Die Regimentskapelle spielte, und die Familienangehörigen - auch zukünftige - lernten sich gegenseitig kennen. Es wurde ausgiebig getanzt. Turnerische Vorführungen rundeten das bunte Geschehen ab. Im Endspiel der Regimentsmeisterschaft im Handball unterlag die 14. Kompanie im Finale der 5. Kompanie. Am 2. Mai 1939 fuhr die 14. Kompanie wieder nach Wildflecken. Hier fand  eine Ausbildung im Regimentsverband statt, inklusive großer Gefechtsübung, Schießen mit scharfer Munition und Stuka-Flugzeugen. Anschließend gab es Kurzurlaub. Im Juli und August wird die 14. Kompanie am Westwall (Holz-Riegelsberg - Güchenbach eingesetzt. Sie kehrt anschließend nach Hanau zurück, wo fleißig für den anstehenden Reichsparteitag in Nürnberg geübt wird. Auch am 25. August 1939 werden die Paraden noch einstudiert. Mitten in diese Vorbereitungen trifft nun - für viele überraschend - der Mobilmachungs- befehl ein. Der Reichsparteitag fällt aus. Der Krieg steht vor der Tür. ------ [Quellen 45, 46] In Frankfurt am Main wurden von der Division regelmäßig Feste im Frankfurter Stadion organisiert. Die Bevölkerung nahm an diesen geselligen Veranstaltungen rege teil; einen Höhepunkt stellte der jährlich stattfindende Ball der Frankfurter Garnison im Hotel “Frankfurter Hof” dar. Der Divisionsstab der 15. I.D. war von der Stadt Frankfurt in einem Gebäude am Mainufer untergebracht worden. An jedem Freitag zog nachmittags “die Wache zur Ablösung mit Musik durch Straßen, was bei der Bevölkerung viel Anklang fand. Frankfurt und kaum weniger die anderen Standorte der Division galten als angenehme und beliebte Garnisonen.” (Willemer [1], S. 5). In Aschaffenburg übten in den Friedensjahren u.a. die Soldaten des Infanterieregiments 106 (I. und III. Bataillon, Stab, 13. und 14. Kompanie) den Ernstfall. Der Schütze Kurt Junger von der 14. Kompanie/I.R. 106 erfüllte am 24. Februar 1939 die Schießanforderungen im 100m- und 150m- Liegendschießen (aufgelegt), wovon nachfolgende Schießscheiben zeugen: Auch die örtliche “Aschaffenburger Zeitung” berichtete von den Übungen der Soldaten, nachfolgender Zeitungsausschnitt vom 14. Januar 1939 befand sich in einem Album, den Angehörige des Schützen Kurt Junger nach dessen Tod (Kurt Junger fiel am 30. 6. 1942 im Osten in den Reihen der 113. Infanteriedivision) angelegt und kommentiert hatten. Das Bild zeigt eine Waffenunterweisung im Gelände; im Vordergrund eine Panzerabwehrkanone (Pak) 3,7 cm. Diese Waffe war im Jahr 1939 die Standard-Pak der 14. Kompanien (Panzerabwehrkompanien) der Infanterieregimenter. Der Schütze Kurt Junger, 14./I.R. 106 im Jahre 1938. Er fiel später im Alter von 23 Jahren beim Vormarsch der 6. Armee (113. Infanteriedivision) in der allgemeinen Richtung Stalingrad am 30. Juni 1942 bei Kasselowo, zwischen Donez und Don. Informationen und Dokumente zur Verfügung gestellt von H.J. Danke ! Soldaten der 14./I.R. 88 vor der Ausfahrt, zweiter von rechts Uffz. Konopka Fahrschulausbildung bei der 14./88 Uffz. Hedicke (links) während der Fahrschulausbildung bei der 14./88 Uffz. Hedicke (Mitte) als Fahrlehrer mit Fahrschülern bei einer von Hanau (?) aus durchgeführten Übungsfahrt Fahrschulausbildung in Hanau bei der 14./88. Stehend Feldwebel Walter, mit dem Rücken zum Fotografen der Schütze Müller. Zeitpunkt und Ort unbekannt. Auf Solomaschine Kompanietruppführer der 14./88, Feldwebel Lange Truppenübungsplatz Wildflecken: Knieend Leutnant Paesler, am M.G. Hauptmann Reimherr Truppenübungsplatz Wildflecken: Ausbildung an Pak 3,7 Truppenübungsplatz Wildflecken: Ausbildung an Pak 3,7 Truppenübungsplatz Wildflecken: Ausbildung an Pak 3,7 (Fehlbelichtung) Hanau, Ulanen-Kaserne. 14./88. Am Geschütz Uffz. Hedicke. Links am Geschütz stehend Schütze Völp. Hanau ? wahrscheinlich Soldaten der 14. / 88 Hanau, Ulanen-Kaserne. Mit Fahrrad Uffz. Eck, am Tisch Schütze Müller Vorbereitung zur Geländefahrt der 15. I.D. in Aschaffenburg im März 1938 ? Verschlammtes Beiwagenkrad, evtl. nach Geländefahrt der 15 ID in Aschaffenburg Vorbereitung zur Geländefahrt der 15. I.D. in Aschaffenburg im März 1938 ? Kommandeurfahrzeug,Vorbereitung zur Geländefahrt der 15. I.D. in Aschaffenburg im März 1938 ? Einschießen der Gewehre, Hanau 1939, 14./88 Schreibstube in Hanau Stube der 1. Korporalschaft in der Ulanen-Kaserne. Sogenannte „Intelligenzstube“, da die Korporalschaft im wesentlichen aus Abiturienten bestand, die später Offiziere werden sollten. 1939, 14./88. VLNR: Weber (stehend), Fw Lange (im Wagen oben) Becker (mit Schützenschnur), Werner Lorenz, Joachim Zettel (im Wagen, er wurde später im Krieg vermisst), Richard Zimmermann (mit der Hand an der Mütze, später gefallen), Hedicke (vor dem KFZ) Panzerabwehrkompanie Sportwettkämpfe Geländefahrt Fahrschule Truppenübungsplatz Wildflecken UvD Regimentskapelle Gefechstübung Reichsparteitag Pak 3,7 “Heeresanklopfgerät” Einschießen der Gewehre Schreibstube Offizierskasino Wildflecken (Quelle: Wikimedia.org - Scheurebe2000) Truppenübungsplatz Wildflecken - zeitgenössische Ansichtskarte Gebäude auf dem Truppenübungsplatz Wildflecken Truppenübungsplatz Wildflecken, Kleiner_Auersberg (Quelle: wikimedia.org, J. Braukmann, Milseburg) Schießscheibe des Schützen Junger, I.R. 106 vom 24.2.1939 Schießscheibe des Schützen Junger, I.R. 106 vom 24.2.1939 Zeitungsausschnitt aus der Aschaffenburger Zeitung vom 14. 1. 1939. Markiert: Kurt Junger Kurt Junger, 1938 Todesbenachrichtigung an die Angehörigen von Kurt Junger