Die 15. Infanteriedivision im Zweiten Weltkrieg Zwischen Ustrom und Dnjepr Nach der Ablösung aus dem Jelnja-Bogen sollte die 15. I.D. einige Ruhetage erhalten. Doch bereits am 25. August wurden Teile der Division erneut in Marsch gesetzt, um vorgetragene gegnerische Angriffe beiderseits Klimiatino abzuriegeln. Die Masse der 15. I.D. fand jedoch einige Ruhetage im Raum von Baltutino. Ungestört von Bomben und Granaten und losgelöst von aller Anspannung konnten die Soldaten erstmals nach langer Zeit in Ruhe schlafen. Bekleidung, Waffen und Gerät wurde instandgesetzt. Am 23. August trafen 630 Mann und später am 2. September noch einmal 700 Mann Ersatz aus der Heimat ein, so dass sich die Gefechtsstärken wieder etwas hoben. Die Sollstärke wurde jedoch bei weitem nicht erreicht. Die Wiederaufstellung des II. / I.R. 88 wurde eingeleitet. Bereits am 27. August war die Ruhezeit zu Ende. Die Division wurde in den Raum zwischen Ustrom und Dnjepr verlegt und trat unter das Kommando des IX. Armeekorps (General Geyer). Der Divisionsabschnitt lag zu beiden Seiten des “Chimborasso”, eines aus der langezogenen Kette des Smolensk-Moskauer Höhenrückens besonders herausgehobenen Berges (Höhe 249, 9). In der Nacht des 28. auf 29. August 1941 löste die 15. I.D. die 263. Infanteriedivision ab. Der Gegner hatte in diesem Abschnitt längere Zeit hindurch angegriffen, doch war seine Angriffskraft in den letzten Tagen schwächer geworden.   Im rechten Teil des Abschnitts wurde das Infanterieregiment 81 eingesetzt, I.R. 88 in der Mitte und das I.R. 106 links. Die übernommenen Stellungen waren unzureichend ausgebaut, und nach den Erfahrungen des Jelnja-Einsatzes bauten die Soldaten daher sofort Kampfanlagen, Unterstände und Gräben. Die Verluste gingen daraufhin sofort zuück. Zwar griffen die Sowjets in unregelmäßigen Abständen immer wieder an, jedoch waren die Kämpfe mit den vorangegangenen im Jelnja-Bogen nicht zu vergleichen. Die feindliche Artillerie war zahlenmäßig viel schwächer, verfügte jedoch über viel Munition und schoß gut. Tagsüber konnte sich kein deutscher Soldat außerhalb der Stellungen bewegen, ohne sofort Artilleriefeuer auszulösen. Der Kampfwert der aus Resten zerschlagener Verbände gebildeten russischen Truppen war dennoch gering; ältere Leute aus Trossen und Versorgungstruppen kämpften in ihren Reihen. Bei diesen Soldaten war die Neigung zum Überlaufen groß.  Nachts waren die Soldaten der 15. I.D. mit dem Ausbau der Stellungen, mit dem Abmähen von Schußbahnen in den Getreidefeldern, mit dem Verdrahten und Verminen von Mulden und mit dem Verschieben von Horchposten beschäftigt. Die Nester waren teilweise weit auseinander gezogen. Lücken von 100 bis 150 Meter waren nicht selten. Der Abschnitt des I. / 81 hatte z. B. eine Breite von 4, 4 km, die mit zwei Schützenkompanien und einer MG-Kompanie besetzt war, während eine weitere Schützenkompanie nicht in diesem Abschnitt eingesetzt werden konnte, da sie vom Regiment anderweitig verwendet wurde. Eine Ablösung war somit nicht möglich; alle Soldaten mussten in den vordersten Stellungen bleiben. Alle Angriffe des Feindes, besonders der am 6. September 1941, konnten abgewehrt werden. Im Rahmen verschiedener Spähtruppunternehmen konnten u.a. am 13. und 14. September dem Feind empfindliche Verluste tief in den russischen Stellungen beigebracht werden. Dabei wurden zahlreiche Gefangene gemacht und Waffen aller Art erbeutet. Bei diesen Unternehmen zeichneten sich die Leutnante Hesse und Schellert besonders aus. Schon vorher war “der Schneid des Gefreiten Grünold” vom Pionierbataillon 15 im Divisions-Tagesbefehl hervorgehoben worden; er hatte am 29. August “durch Geistesgegenwart und Kaltblütigkeit in dichtem Waldgelände allein 63 bewaffnete Sowjets gefangenen genommen. Seine Tapferkeit, die er auch schon bei Mogilew und im Jelnja-Bogen gezeigt hatte, wurde durch Verleihung des Eisernen Kreuzes 1. und 2. Klasse ausgezeichnet.”   [Quellen: 15 und 1, Zitate aus [15], Kap. “Zwischen Ustrom und Dnjepr”] Der Funker Karl Schäfer (I.R.88) erinnert sich: “Während der Ruhetage nach dem Jelnja-Einsatz waren wir kurzfristig in Zelten in einem Waldstück untergebracht. Hier konnten wir an einem Tag erleben, wie erfolgreich unsere Jagdflieger sein konnten, als sie ganze russ. Bomberstaffeln abschossen. Ein Flugzeug stürzte beim Zeltlager ab. Der Einsatz am Chimborasso- ein Höhenzug des Smolensk-Moskauer Höhenrückens- war im Gegensatz zu Jelnja ruhig. Trotz der Absicht unserer Artillerie, den Bunker auf einer Höhe, den die Russen als Beobachtungsstand ausgebaut hatten, zu zerstören, gelang dies nicht. Die russ. Einheiten, die uns gegenüber lagen, waren meist ältere Männer. Ich erinnere mich, dass eine ganze Kompanie übergelaufen ist, angeführt von einem russ. Soldaten, der während des 1. Weltkrieges als russ. Gefangener in München war. Er lobte das gute Bier und die gute Behandlung während seiner Gefangenschaft.” [Quelle: [67] Die 15. I.D. wurde Ende September 1941 im Abschnitt zwischen Ustrom und Dnjepr von der 137. I.D. abgelöst. General Hermann Geyer, Kommandeur des IX. Armeekorps, bedauerte, dass die 15. I.D. “damit leider wieder aus unserem Befehlsbereich verschwand.” Über den Einsatz der 15. I.D. in diesem Abschnitt schrieb er: “Die 15. I.D., die vorher bei Mogilew und bei Jelnja erfolgreich, aber sehr blutig gekämpft hatte, konnte in den vier Wochen ihrer Zugehörigkeit zum IX. Korps ihren neuen, vorher so kampfumtobten Abschnitt allmählich zur Ruhe bringen, da die feindlichen Angriffe nachließen. Sie baute vor allem Stellungen aus und beseitigte störende Feindkräfte. Bei geringen eigenen Verlusten - ca. 200 Mann - und bei geringem Munitionseinsatz brachte sie etwa 2000 Gefangene und Überläufer ein. Ihre Tätigkeit wurde von ihr als gute Vorschule für spätere Kämpfe empfunden. Wir gaben die Division ungern ab. Im Oktober, in der Kesselschlacht von Wjasma, wurde sie unser rechter Nachbar.“ [Quelle: [29], Zitate: ebd., S. 124] Abschnitt der 15. I.D. zwischen Ustrom und Dnjepr [Quelle: Divisionsgeschichte Willemer]