Die 15. Infanteriedivision im Zweiten Weltkrieg Die 15. I.D. in den letzten Monaten des Zweiten Weltkrieges, Teil 1   Im Lauf des Oktober 1944 war es einer starken Feindgruppe mit Panzern gelungen, entlang der Theiss nach Norden durchzubrechen, wodurch die Gefahr der Einkesselung aller in Ostungarn befindlichen deutschen Truppen gegeben war.  Es wurde daher ein Gegenangriff angesetzt. Das III. Panzerkorps griff von Westen her an; gleichzeitig startete von Osten her die 8. Armee - darunter auch die 15. I.D. - ihren Angriff. Die 15. I.D. konnte am 23. 10. mit dem G.R. 106 bei Nagy-Kallo der Spitze des III. Panzerkorps die Hand reichen. Im Rahmen der folgenden Rückzugskämpfe wurde die 15. I.D. bei Ungwar eingesetzt. Hier zeichnete sich das G.R. 88 aus. [ Quelle: 1 ] Nachfolgend Auszüge aus dem Artikel “Taktik gegen rote Materialwalze- Ein schöner Erfolg des Grenadierregiments 88 bei Ungvar”: “Wenn man heute glaubt, dass das letzte halbe Jahr des 2. Weltkrieges nur noch durch Masseneinsatz von Material bestimmt gewesen sei, so beruht diese Annahme auf einem Irrtum. Gerade in den vielen Abwehr- und Absetzkämpfen der Heeresgruppe Süd über die Karpathen nach Ungarn kam es oft zu [...] “klassischen” Gefechtshandlungen, reich an Lehren und der Bestätigung der Richtigkeit [der] taktischen Ausbildung, wie auch der Feststellung des nach wie vor ungebrochenen Kampfgeistes der Truppe im Angriff trotz aller vorangegangen deprimierenden Absetzbewegungen. Es waren Kampfhandlungen selbständiger Regimentsgruppen, verstärkt durch Artillerie und eventuell auch durch einige Sturmgeschütze, die völlig auf sich angewiesen und im weiten Raum operierend Erfolge erzielten [...]. Ein derartiger Einsatz war der des Grenadier-Regiments 88 bei Ungvar am 28./30. Oktober 1944: “Das Regiment, von anderer Verwendung kommend...”, hätte die Lage in Friedenszeiten auf dem Übungsplatz gelautet. Sie lautete auch so am 27.10. 1944. Eile war wie immer geboten.            “Westlich Ungvar, also nördlich der Theiß, ist durch völlige Kopflosigkeit des Ungarn und fluchtartiges Aufgeben der Stellungen eine Lücke zum nördlichen Nachbarn, der deutschen VIII. Armee, in einer Breite von 20 bis 25 Kilometern entstanden. Dadurch ist die Theiß-Brücke bei Szürte gefährdet, und die Absetzbewegung von drei deutschen Divisionen aus dem soeben freigekämpften Kessel um Nyr Bator nach Nordwesten in Frage gestellt. Näheres über die Lage unbekannt. Wie weit der Russe westlich Ungvar vom Gebirgskamm in die Ebene vorgestoßen ist, ist gleichfalls unbekannt. Aufklärungsergebnisse der A.A. 8 und Pz.A.A. 8 von Szürte nach Norden liegen nicht vor. Regiment wird mit unterstellter Heeres-Artillerie-Abteilung I. /818 (drei Batterien 7,5 cm mit R.S.O) im Mot.Marsch nach Kis Verda in Marsch gesetzt und erhält dort weitere Befehle durch das XVII. A.K.” Das war der Auftrag der [15.]Division an das entlassene Regiment[88]. Die Verteilung der beiden vorhandenen schwachen Bataillone auf dem improvisierten Mot.Raum war verhältnismäßig einfach. Die LKW-Kolonne bestand zu 50 Prozent aus übergesparten Regimentsfahrzeugen bzw. aus entladenen V.Troß mot. Fahrzeugen. es wurde noch einmal warm verpflegt, denn mit Eintreffen der nachzuführenden bespannten Fahrzeuge, Feldküchen, auch des Rgts.-Reiterzuges war nicht vor 36 Stunden später zu rechnen. Diese bespannten Teile führte der Regiments- Veterinär, den Ochsen-Troß ein Feldwebel. Es war also grundsätzlich für einen Mot.Troß, einen Hot.Troß und einen Ochsen-Troß zu befehlen. Bei der Verschiedenartigkeit der Zusammensetzung, der Geschwindigkeit und der Marschleistung des gesammten Trosses einschließlich Gefechtsfahrzeuge musste im übrigen sehr sorgfältig disponiert werden. War der Mot.Troß in seinem Aktionsbereich vom Vorhandensein des Betriebsstoffes abhängig und in seiner Geschwindigkeit von den Wegeverhältnissen, so kannte der Ochsen-Troß weniger Schwierigkeiten betreffs der Straßen, um so konstanter war die Tagesleistung, die bei etwa 25 km lag. Gefährlich wurde es, wenn durch Marschstockungen Pausen eintraten, die von den braven Spalthufern jedesmal dazu benutzt wurden, sich hinzulegen, wo sie standen, so dass die Straßen bei nicht genügendem “Rechtsheranfahren” ständig versperrt wurden. Und es bedurfte größter Umsicht und Energie, die Tiere wieder auf die Beine zu bringen. Da das wesentlich von der Tatkraft des jeweiligen, oft übermüdeten Gespannführers abhing, riss die Marschkolonne dauernd ab, und der Anschluss - besonders in der Nacht, ging verloren, fremde Verbände zwängten sich dazwischen. Waren die 25 km Tagesleistung erreicht und trat ein Stop ein, so waren die Tiere nicht weiter zu bringen, zumal wenn das Leitgespann hielt. Es kam also darauf an, die flüssige Marschbewegung so lange als möglich zu erhalten. Der zuverlässigste Troß war und blieb der Hot.Troß in Geschwindigkeit und Marschleistung. Doch zurück zum Auftrag des Regiments: Alle Teile mussten mit Sicherung marschieren, da sich im Zwischengelände abgesplitterte Feindverbände herumtrieben. Das Gefühl, eine recht windige Ecke hinter sich zu lassen, und über die Theiß nach Norden zu kommen, überwog das Gefühl der Ungewissheit des Bevorstehenden. Man war wenigstens für Stunden aus dem unmittelbaren Einsatz heraus. Die Fahrt der Kampfeinheiten in drei Marschgruppen verlief ohne Zwischenfälle. Beim XVII. Armeekorps wusste man nichts von der Unterstellung des Regiments, wusste auch nichts mit ihm anzufangen. Auf Grund Fehlens von Nachrichten von der nördlichen Nahtlinie zum Ungarn erfuhr man jetzt erstmalig Authentisches von dem russischen Vorstoß in die durch das Abziehen der Ungarn entstandene Lücke. Alle bisherigen Maßnahmen hatte die obere Dienststelle unmittelbar ausgelöst. Dank “dicker” Einzeichnungen durch “Cohinoor 6 B Bleistift” auf Karte 1:300 000 sah die angebliche Lücke auch absolut nicht so gefährlich aus. Im übrigen fühlte man sich selbst - ein in Krisenlagen nicht unerheblicher Faktor - noch weit vom Schuss, und hatte in Gegend der Theiß-Brücke einen ausgewachsenen Oberst sitzen als verantwortlichen “Truppenführer”. Dieser Oberst verfügte außer über zwei angeschlagene Aufklärungsabteilungen, eine Funkstelle zum XVII. Armeekorps und eine Funkstelle zu einer der Aufklärungsabteilungen über keinerlei Nachrichtenmittel noch Truppen. Es war einer der zahllosen im letzten Kriegsjahr improvisierten Sperrverbände, die bunt zusammengewürfelt an irgendwelche Brennpunkte geworfen wurden. Jeder war froh, nicht zu einem derartigen Verbande zu gehören. Zugegeben, dass das Vorhandensein überhaupt einer Truppe, nämlich des Sperrverbandes, allmählich die Lage beim Korps nun doch nicht so bedrohlich erscheinen ließ, wie es bei der Auftragserteilung am Vormittag bei der Division geklungen hatte, war es trotzdem ratsam, bald mit diesem Sperrverband Verbindung aufzunehmen. Es war tiefdunkle Nacht und goss in Strömen. An der Theiß-Brücke, die bei Tage schon unter feindlichem M.G.-Feuer lag, hielten einige Ungarn, verstärkt durch eigene Pak und Flak unmittelbar auf der Brücke. Jedes, aber auch jedes Heruntergehen von der Straße war bei dem versumpften Wiesengelände des breiten Urstromtales der Theiß unmöglich, zumal in der augenblicklichen Jahreszeit. Es war ja Ende Oktober. Bei Eintreffen des Regimentes in Gegend Szürte fiel dem Sperrverbandsführer hörbar ein Stein vom Herzen. Er wartete auf Aufklärungsergebnisse. Da er nicht führen könne mit seinem improvisierten Stabe, unterstellte er nach geringer “Einweisung” über die Lage dem Regiment beide Aufklärungsabteilungen mit völliger Handlungsfreiheit. Er bat lediglich um Medlung über das Veranlasste, nicht des Geplanten, zwecks Weitermeldung an sein Korps, da das Regiment ja doch keine Verbindung zum Korps habe, und beschränkte sich befehlstechnisch auf die Ungarn und den Brückenschutz. Das war die Lage gegen Mitternacht, eine Lage, die für das Regiment weder an Schwierigkeiten und Ungeklärtheiten, noch an verantwortungsvoller Selbständigkeit irgend etwas zu wünschen übrig ließ. Nun hieß es handeln ! Nach längerem Suchen in der Nacht gelang es, in Szürte die Führer der beiden Aufklärungsabteilungen ausfindig zu machen. Man war geschlossen im Dorf untergezogen. Aufklärung sei in der Nacht bei dem schlechten Wetter sowieso nicht möglich. Auf das Ergebnis einer Wegeerkundung nach Norden warte man noch. Nun, diese “Erkunder” schliefen im zweifelsfalle im nächsten Dorf ! Mittlerweile waren die beiden Bataillone in Szürte auf der Dorfstraße eingetroffen, die Truppe saß ab, und marschierte nach der Befehlsausgabe im Fußmarsch in die zugewiesenen Räume, der Kolonnen Mot. Raum wurde anderweitig benötigt. der Marsch verlief nicht ohne Zwischenfälle. Zwar schwieg der Russe, aber die Wege waren grundlos, und eine der zahlreichen Brücken wurde durch ein eingebrochenes Fahrzeug der I./818, die in Anlehnung an die Dörfer Palagy und Dboruska Feuerstellungen beziehen sollten, in ihrer ganzen Breite gesperrt. Darüber wurde es Tag. Das Regiment erreichte zwar seine angewiesenen Räume noch vor Anbruch der Dämmerung, und zwar das I./88 den Raum nördlich Budahaza beiderseits der Straße nach Ungvar mit Front nach Osten, dass II./88 den Nord- und Ostrand von Doboruska, aber die Artillerie nicht ihren Raum. Die eigene Aufklärung ergab, dass Galocs feindbesetzt war, sowie an der Ost-/Weststraße vor dem I./88 das Dorf Pallo. Da meldeten sich 4 Sturmgeschütze und 4 Sfl 2cm zur Unterstützung, und die Artillerie, dass sie 12:30 Uhr feuerbereit sei. Dem Regiment war klar, dass im bloßen Vorlegen die Situation nicht zu retten war. Dem Stoß des Russen musste mit einem Angriff begegnet werden. War das aber den ausgepumpten Infanteristen nach den ununterbrochenen Kampfhandlungen der Vorwochen, ohne Schlaf, völlig durchnässt, und bei den geringen Gefechtsstärken, bei einem an Zahl und Kampfwert unbekannten Gegner und Fehlen so gut wie jeder Aufklärung zumutbar ? Der Entschluss lautete trotz allem: Angriff, und zwar konzentrisch von Süden durch das II./ von Doboruska über Galosc auf Sisloc in die tiefe Flanke, durch I./ beiderseits der Straße Richtung Osten über Palo-Batfa-Sisloc mit Flankenschutz nach Norden durch die Pz.A.A.8. Um das Moment der Überraschung zu wahren durfte die Artillerie sich nicht einschießen. Die Sturmgeschütze und die beiden einzigen Züge der 13. und 14. Kompanie des Regiments wurden mit dem I./ gekoppelt, die Sfl. mit dem II./ Obwohl man von oben drängte, blieb es bei 13 Uhr Angriffsbeginn. Es war aus technischen Gründen gar nicht anders möglich. Es lief alles wie am Schnürchen. Von den B-Stellen auf dem Kirchturm von Doboruska konnte man Antreten und Ablauf des Angriffes wie von einer Proczeniumsloge verfolgen. Für jedes Feinddorf hatte die Artillerie einen Kampfsatz. Auf Pallo kamen zwei, da der erste - ohne Einschießen - zu weit gelegen hatte. So rollte das Artilleriefeuer beobachtet vor der Infanterie her, die wesentlich unterstützt durch die Sturmgeschütze der bewährten und besonders beliebten Sturmgeschützbrigade 276 gut vorwärts kam. Die Überraschung des Russen war völlig gelungen. Erst in Pallo versteifte sich der Widerstand. Stehenbleibende Sturmgeschütze vernichteten dort geschickt flankierend angesetzte russische Paknester. Das II./ stieß erst am Nordrand von Galosc auf nennenswerten Feindwiderstand. Hier entstand eine kurze Verzögerung im Angriff. Dann wurde er wie auf dem Exerzierplatz gegen Sisloc vorgetragen, das beide Bataillone fast zur gleichen Zeit erreichten. Nun galt es neu zu befehlen, neue Gefechtsstreifen einzuteilen, und die Verbände mit Front nach Osten zu ordnen. Die Dörfer brannten, auffallend viele Geschütze aller Kaliber waren erbeutet, die eigenen Verluste erfreulich gering. Teile des I./ kämpften bereits in Botfalva. Aber die hereinbrechende Dunkelheit machte ein weiteres Nachstoßen bis Ungtarnoc unmöglich. War doch auch immer noch nicht geklärt, was der Russe in unserer tiefen Nordflanke stehen hatte, zumal er mit seiner Masse in ausgedehnte Waldungen nördlich Bajanhaza ausgewichen war, gegen die nun die Aufklärungsabteilung sicherte. Das Regiment grub sich ein. Der Angriff war ein voller Erfolg ! [...] In einem Anlauf waren 5 Dörfer dank der vorbildlichen Zusammenarbeit aller Waffen, besonders der Artillerie bei der sehr schwierigen Feuerleitung, und der Sturmgeschütze, genommen worden. Dass die Überraschung gelungen war, bewies die große Zahl der gezählten Feindtoten. Durch Gefangenenaussagen und die Beute (44 Geschütze, 6 Panzer, 44 s.M.G., zahllose Handfeuerwaffen, Gerät, Fahrzeuge, 150 Gefangene) erfuhr das Regiment, dass 2 russische Divisionen zersprengt waren. Die eigenen Verluste betrugen 20 Ausfälle und ein Sturmgeschütz.[...]. Zwei Tage später wurde der schöne Erfolg des Regiments durch einen Angriff mit begrenztem Ziel bis über Ungtarnoc ausgeweitet, und nach Heranführung weiterer infanteristischer Teile eine durchlaufende Verteidigungsstellung bis ostwärts Szürte geschaffen, die das Regiment bis zu seiner Ablösung hielt.                                                                                                             Ein Infanterist. “ [Quelle: 35] Am 29.10.1944 sendete der I a der 15. Division seine Wochenmeldung per Fernschreiben an das Armeeoberkommando 8 und an den D.V.St.6 (1. ungar. Armee). Darin bestand die 15. I.D. zu diesem Zeitpunkt mindestens (wahrscheinlich wurden nur die geschwächten Einheiten gemeldet) aus: - 2 schwachen Grenadierbataillonen (I./88 mit 113 Mann und II./88 mit 109 Mann) - 1 schwachen Feldersatzbataillon (F.E.B. 15) mit 134 Mann - 1 schwachen Pionierbataillon (Pi.Btl. 15) mit 140 Mann - 1 unterstelltem schwachen Pionierbataillon (Pi.Btl. 52) mit 116 Mann - 1 unterstelltem schwachen Pionierbataillon (Pi.Btl. 74) mit 105 Mann - 1 unterstelltem schwachen Pionierbataillon (Pi.Btl. 207) mit 120 Mann - 1 unterstelltem abgekämpften Landesschützenbataillon (Lds.Sch.Btl. 899) mit 100 Mann Die 15. I.D. besaß am 29.10.1944 noch 11 schwere PaK und 1 leichte Feldhaubitzen-Batterie mit 3 Rohren. Die Beweglichkeit wurde mit “bespannt 60%, motorisiert 80%” und der Kampfwert mit “IV” (= bedingt abwehrfähig) angegeben. [ Quelle: 60, NARA T315, R2326, Dok.-Nummer 000019 ] Außer bei Ungvar wurde die 15. I.D. im Raum von Tokay eingesetzt, wo die Division in zwei Teile aufgeteilt wurde. Die Aufteilung blieb bis Anfang 1945 bestehen. Die Grenadierregimenter 88 und 106 wurden im Raum von Miskolc in heftige Kämpfe verwickelt, wobei es gelang, alle russischen Durchbruchsversuche abzuwehren. [ Quelle: 1 ] Miskolc, eine ungarische Kleinstadt mit damals rund 60000 Einwohnern, war im Herbst 1944 ein bedeutsamer Eisenbahn- und Straßenknotenpunkt am Fuße des Bükk-Gebirges. Über Miskolc liefen die Absetzbewegungen der Wehrmacht, hier wurden wichtige Güter nach Norden in die Slovakei hinüber gerettet. Miskolc versperrte dem Gegner außerdem den Zugriff auf die durch das Tal führenden wichtigen Hauptverkehrsadern nach Norden und Westen. Dieser Wichtigkeit entsprechend, wurde befohlen, den Ort so lange und so weit südlich wie möglich zu verteidigen. Doch war dieser Befehl für die durch vorangegangene Kämpfe schwer angeschlagene deutsche 8. Armee äußerts schwierig, die Aufgabe erschien unlösbar. Der Armee standen keine kompletten Divisionen mehr zur Verfügung, die Improvisation stand im Vordergrund: Es wurde eine provisorische Widerstandslinie aufgebaut. Einzelne Alarmeinheiten wurden aus anderen Verbänden herausgelöst und per Lkw, mit Artillerieabteilungen verstärkt, nach Miskolc in Marsch gesetzt. Die einzige intakte Division in diesem Abschnitt war die östlich benachbarte 3. Gebirgsdivision. Zwischen dieser Division und den Alarmeinheiten bei Miskolc bildete die in süd-östliche Richtung verlaufene Eisenbahnlinie eine Naht und gleichzeitig die Abschnittsgrenze. Den direkten westlichen Anschluss an die 3. Geb.Div. bildeten nur die Aufklärungsabteilung 94 und die Regimentsgruppe 88, die zur 15. Infanterie-Division gehörte. Die Abschnittsbreite dieser beiden Verbände betrug 8 km. Ein Anschluss am rechten Flügel war nicht vorhanden. Das I. Bataillon der G.R. 38 kämpfte losgelöst und allein im unübersichtlichen Waldgelände, da sämtliche Nachrichten- und Verbindungsmittel fehlten. Der Gegner versuchte, die südlich von Miskolc gelegene Höhenlinie für die eigenen Beobachtungsstellen zu erobern. Dann würde er in der Lage sein, artilleristisch beobachtetes und geleitetes Feuer auf die Stadt abgeben zu können. Bei der 3. Gebirgsdivision und westlich von dieser wurden bereits Panzeransammlungen beobachtet. Diese Panzer wandten sich, da der Abschnitt der 3. Geb.-Div. sehr verteidigungsgünstig und mit vielen Pak bestückt war, gegen das benachbarte G.R. 88. Hier spielte das Gelände dem Angreifer in die Hände, da er sich den Blicken der deutschen Verteidiger durch die zahlreichen Waldstücke, Senken und Weinberge entzog und so weitgehend nicht im Vorfeld bekämpft werden konnte. Dennoch wurden sieben russische Angriffe mit Infanterie und Panzern am 16. und 17. November 1944 südlich Görömboly abgewiesen, wobei hierzu die letzten Reserven wie der Regiments-Pionierzug, der Regiments-Reiterzug und die Alarmkompanie Zander eingesetzt wurden. Der Führer der Alarmkompanie, Leutnant Zander (Regiments-Ordonnanzoffizier) fiel bei diesen Kämpfen. Durch seinen rücksichtslosen Einsatz konnte die Lage wieder hergestellt werden. Insgesamt verlor das G.R. 88 an diesen Tagen die Hälfte seiner Offiziere (sechs fielen, sieben wurden verwundet). Auch der besonders bewährte Kommandeur der I./88, Hauptmann Mack fiel; sein führerlos gewordenes Bataillon wurde zerschlagen. Der Gegner besetzte daraufhin die letzte Höhenrippe südlich von Görömboly, die Ziegelei und die Höhe 196 gingen verloren. Ein weiteres Vordringen des Gegeners wurde nur durch die Dunkelheit verhindert. Auch die Division erkannte die akute Gefahr eines russischen Durchbruchs auf Miskolc. Die Tatsache, dass sich in der Tiefe des Hauptkampffeldes keinerlei deutsche Truppen mehr befanden, verschärfte die Lage noch. Die "Tiefe" des Hauptkampffeldes war nur noch bei höheren Stäben ein Begriff, der aber praktisch keine Bedeutung mehr hatte. Mit Männern aus rückwärtigen Diensten, Schreibern und Versprengten wurden zwei Sammelkompanien zusammengefasst. Die beiden Kompanien wurden nun als III. Bataillon 88 von Hauptmann d.R. Otte, dem bisherigen Divisionsadjutanten, geführt. Das Bataillon wurde durch zwei Sturmgeschütze und drei Selbstfahrlafetten 7,5 cm verstärkt. Die Division entschloss sich aufgrund der kritischen Lage zu einem riskanten Nachtangriff dieses III. Bataillons. Dieser "Gegenstoß mit beschränktem Ziel" sollte die Wiederiennahme Görömbolys und der Höhe 196 bringen. Und so trat dieser bunt zusammengewürfelte Haufen um 19:00 Uhr an. Es hatte zuvor lange gedauert, bis er sich zu einem Verband an der Straßengabel nordostwärts Görömboly im Rücken der noch haltenden Aufklärungsabteilung 94 formiert hatte. Die Russen wurden vom dem Angriff völlig überrascht und beide Angriffsziele schnell erreicht. Hauptmann Otte wurde schwer verwundet. Eine Selbstfahrlafette ging verloren. Die Verluste bei der Mannschaft ware dagegen gering. Am Sonntag, den 19. November 1944 wurde mit unverminderter Verbissenheit schwer gekämpft. Der Gegner setze Stalinorgeln ein und beschoss damit die Ortschaften, was regelrechte Paniken auslöste. Die A.A.94 war nur noch 92 Mann stark, und nach erbitterten Kämpfen waren die Reste des I. Bataillons des G.R. 38 in Gefangenschaft geraten. So ging Görömboly am frühen Nachmittag endgültig an die Sowjets; das III./88 wurde in seine Ausgangsstellungen zurückgeworfen. Die Russen stießen nun in nördliche Richtung auf die Höhe 186 vor. Der Ort Hejöcsaba wurde von drei Seiten bedroht. Das Regiment 88 verfügte über keine Reserven mehr, deshalb unterstellte die Division dem G.R. 88 das Heeres-Pionierbataillon 74 mit 160 Mann. Aus dem Nordwestteil von Hejöcsaba trat dieses Bataillon auf die Höhe 186 zum Gegenstoß an. Hierbei musste ein blutjunger Leutnant (der Adjutant) bald die Führung übernehmen, da der Kommandeur schwer verwundet worden war. Es gelang, die Höhe wieder zu nehmen. Einzelne vorgeschobene Beobachter (V.B.) der eigenen Artillerie, die bei den Kämpfen vorher abgeschnitten wurden, konnten wieder Anschluss an die eigene Truppe gewinnen. Am Nordhang dieser Höhe 186 deckte unterdessen der "stets unerschrockene Leutnant Rahwald, im Regiment nur Rabbatz genannt, mit einem Zug der Pz.J.-Abteilung 15 die Straße. Er hatte sich den dort stehenden Zug 13./88 unterstellt, eine Kampfgruppe gebildet und war Herr der Lage. Reste des II./88 nutzen den Angriff der Pioniere auf die Weingärten bei 186 und südlich dazu aus, sich der Höhe 211 zu bemächtigen." Durch die Initiative einiger “tapferer, umsichtiger Offiziere und Männer” konnte auch hier ein Durchbruch auf Miskolc an diesem Tage verhindert werden. Dabei handelten die Soldaten oftmals völlig selbständig. Zu einer Krise kam es noch einmal in der Abenddämmerung dieses Sonntages, als Hejöcsaba in die Hände der Sowjets fiel. Diese waren in den Südwestteil des Dorfes eingesickert, und im Nordteil hatten sie mehrere deutsche Munitions-LkW in Brand geschossen. Als diese explodierten, entstand der Eindruck, der Gegner stünde schon überall. In der Dunkelheit flüchtete somit alles in die Vororte von Miskolc. Einige Offiziere sammelten wiederum diese Truppenteile und führten sie zusammen mit zwei von der Division eingetroffenen Sammelkompanien noch einmal auf Hejöcsaba vor. Auch dieser unmittelbare Gegenstoß führte zum Erfolg, die Linie vom Nachmittag konnte wieder erreicht und gehalten werden. Für die A.A. 94 war die Rückzugsstraße wieder geöffnet worden und die Feuerstellungen der Artillerie waren gesichert. Diese Abwehrfront am Südrand von Miskolc hielt noch bis Anfang Dezember. Drei sowjetische Divisionen war abgewehrt und stark angeschlagen worden. Die Kampfgruppe des G.R. 88 hatte ihren Auftrag, die Stadt Miskolc und die Verkehrsadern zu halten mit letztem Einsatz von Führung und Truppe erfüllt. "Der Erfolg war, bei allen Opfern, die er kostete, der beweglichen Kampfführung, gerade in der Verteidigung, und der Entschlusskraft der unteren Führung zu danken. Gegenstöße als unmittelbare Reaktion auf einen Einbruch, also den Augenblick der größten Schwäche des Gegners kurz nach erfolgtem Einbruch nutzend, führten meist zum Erfolg." Um so erstaunlicher waren diese letzten Verteidigungserfolge, da es sich nicht um festgefügte Truppenteile, sondern um bunt zusammengewürfelte Einheiten handelte. Auch die Entschlusskraft und der persönliche Mut der Soldaten und Offiziere noch im Spätherbst 1944 erscheint bemerkenswert. [Quelle und Zitate: 34] Der damalige Oberleutnant Günter Sieling wurde im Dezember 1944 zum Pionierbataillon 15 kommandiert. Zuvor war er nach einem im Jahr 1943 im Rahmen der Operation “Zitadelle” erlittenen Bauchschuss zur Genesung und später als Ausbilder in der Heimat eingesetzt gewesen. Nach seiner Erinnerung soll es sich bei der neuaufgestellten 15. I.D. um eine motorisierte Division gehandelt haben. Nachfolgende Auszüge über seine Erlebnisse während der letzten Kriegsmonate wurden Günter Sielings veröffentlichtem Buch “Meine Lebenserinnerungen, Band II” entnommen, in dem er seine Erinnerungen vom Kriegsbeginn bis zur Gefangennahme am 12. Mai 1945 detailreich und sehr eindrücklich, oft unter Verwendung von erhaltenen Briefen, schildert. “Während ich am Wiener Westbahnhof einsam und verlassen auf die Abfahrt des Fronturlauberzuges wartete, kam mir zum Bewusstsein, dass mein im Juli 1943 erlittener Bauchschuss für mich eigentlich ein richtiger „Heimatschuss“ gewesen ist, denn er hatte mir, da „gvH“ (garnison- verwendungsfähig Heimat) geschrieben, eine fast 1 ½ - jährige Verwendung in der Heimat eingebracht. Bis dahin hatten meine Einsätze an der Front fast ausschließlich im Rahmen erfolgreicher Angriffskampfhandlungen stattgefunden. Auch während des „Unternehmens „Zitadelle“ im Raum Orel/Kursk, im Juli 1943, wo die größte Panzerschlacht aller Zeiten stattfand und in derem Verlauf ich schwer verwundet wurde, machten unsere Divisionen in den ersten Tagen noch Erfolg versprechende Geländegewinne. Doch wie anders gestaltete sich schon bald das Kriegsgeschehen, als sich unsere Truppen an fast allen Fronten auf dem Rückzug befanden. Besonders deprimierend für den Kampfgeist unserer Truppen war die wenig erfreuliche Aussicht, im Falle einer Verwundung nicht geborgen werden zu können, sondern hilflos dem Gegner ausgeliefert zu sein. Auch der wahrscheinliche Verlust von Waffen und Ausrüstungen bei Rückzugs-Kampfhandlungen begann unsere Kampfstärke zunehmend zu schwächen. Diesen „Aderlass“ bei der kämpfenden Truppe trat Hitler im September 1944 durch die Erfassung aller wehrfähigen Männer zwischen 16 und 60 Jahren für den „Volkssturm“ entgegen. Auch Frauen des Reichsarbeitsdienstes wurden nun als Flakhelfer eingesetzt, um Soldaten für den Frontdienst freizusetzen. Anders als in Russland war bei den kämpfenden Soldaten im Westen die Bereitschaft, sich einfach überrollen zu lassen und in die Gefangenschaft zu gehen, wesentlich größer geworden. Auch wenn nie öffentlich darüber gesprochen wurde, so konnte man sich zu diesem Zeitpunkt kaum vorstellen, wie Deutschland diesen Krieg noch siegreich hätte beenden können. Immer weniger Soldaten waren daher bereit, angesichts der Aussichtslosigkeit ihr Leben für das sich bereits abzeichnende Ende des Hitlerregimes zu opfern. Kein Wunder, dass auch die deutsche Feldgendarmerie überall die Kontrollen durch ihre „Kettenhunde“, so nannte man die Feldpolizisten, verstärkte, um versprengte Soldaten aufzuspüren oder Fahnenflüchtige zu ergreifen. So sah es Ende 1944 an den Fronten aus: Hitler hatte am 6. Oktober den Rückzug unserer Truppen aus Griechenland befohlen, nachdem die Rote Armee am 6. Oktober bereits in Ungarn einmarschiert war und nun drohte, die Versorgungswege nach Griechenland abzuschneiden. Am 16. Oktober 1944 waren die Russen in Ostpreußen eingerückt und hatten damit erstmalig deutschen Boden betreten. Wenige Tage später eroberten sowjetische Einheiten zusammen mit Partisanen auch die jugoslawische Hauptstadt Belgrad. An der Westfront hatten die amerikanischen Streitkräfte Straßburg erobert und somit den Rhein erreicht. Während ich in der Nach vom 14. zum 15. Dezember 1944 um 0:45 Uhr in den Fronturlauberzug gestiegen war, um zu meiner Einheit, dem Pionierbataillon 15 (mot.) zu gelangen, wurden im Westen die Vorbereitungen für die letzte gewaltige Offensive der deutschen Streitkräfte getroffen, die als „Ardennenoffensive“ in die Militärgeschichte eingegangen ist. Hitler hatte dort noch einmal alle verfügbaren Kräfte für einen letzten großen Befreiungsschlag zusammen gezogen. Er hatte gehofft, dass sich die kriegsmüden Amerikaner im Falle einer empfindlichen Niederlage vom Kriegsgeschehen in Europa zurückziehen könnten. Während wir hier in der Slowakei noch immer auf der Fahrt zur 15. ID (mot.) waren, hörten wir im Radio unterwegs gespannt die ständigen Sondermeldungen über die erzielten erfolgreichen, auf 60km Breite und 100 km Tiefe erzielten Einbrüche. Neue Hoffnung keimte bei uns auf, dass hiermit vielleicht doch noch eine Wende des Krieges zu unserem Gunsten eingeläutet werden könnte. Doch schon bald wurden die deutschen Truppen zurückgeschlagen und nach 6 Wochen verlief die Westfront wieder wie vorher. Ca.70 000 Tote, Verwundete und Vermisste hatte es auf deutscher Seite, ca. 90.000 auf amerikanischer Seite gegeben. Unser Fronturlauberzug brachte uns zunächst über Pressburg (Heute Bratislawa) bisnach Galantha. Der Offizierswagen war nur schwach besetzt, so dass ich meinen Schlafsack auf einer Bank ausrollen und etwas schlafen konnte. Mit 7-stündiger Wartezeit auf freier Strecke erreichten wir schließlich am 16.12.1944 vormittags Altsohl, das in der mittleren Slowakei liegt und heute Zvolen heißt. Zusammen mit anderen Offizieren, die ebenfalls auf dem Weg zur 15.Infanterie-Division (mot.) waren, wurden wir hier für eine Nacht in einer Armeeschule einquartiert und auch verpflegt. Am 18.12.schrieb ich von hier aus an meine Eltern u.a.: „Ich habe heute bei der Armeeschule in Zvolen übernachtet und sehr gut geschlafen, wobei mir mein Schlafsack gute Dienste geleistet hat, denn hier in der schönen, aber schon schneebedeckten bergigen Gegend zeigt das Thermometer schon einige Grade unter Null an. Im Vergleich zu Russland ist es in der Slowakei in Bezug auf Kultur und Zivilisation doch wesentlich besser, die Bevölkerung hat hier vom Krieg bisher eigentlich nicht viel gemerkt, denn weder sind Bomben gefallen noch brauchten sie sich größere Einschränkungen auferlegen. Man bekommt fast noch alles ohne Bezugsscheine zu kaufen. Nur ist es für die slowakische Bevölkerung verhältnismäßig teuer. Bei den Artikeln, angefangen von der Zahnbürste bis zum Radioapparat, handelt es sich fast ausschließlich um deutsche Erzeugnisse. Leider bekommt man diese Waren nur für slowakische Kronen, von denen auch wir zu wenige erhalten. Für mein Verpflegungsgeld, das ich gestern in Kronen ausbezahlt bekam, habe ich mir gleich ½ Pfd. gute Wurst gekauft. Am 17.Dezember wurden wir auf einen LKW verladen und gelangten in zügiger Fahrt relativ schnell über Lucenec nach Groß- Steffelsdorf (heute Rimavskà Sobota), eine schon frontnahe Stadt, in der es kaum noch etwas zu kaufen gab, da der größte Teil der Bevölkerung bereits evakuiert worden war. Wir wurden hier provisorisch in einer Herberge untergebracht, schmutzig und ohne Heizung, die sich auch noch „Hotel“ nannte. Ich sitze jetzt mit einigen „Leidensgenossen“ im „Hotel – Restaurant“, wo wir um 18 Uhr ungarisches Gulasch serviert bekommen sollen. Dazu spielt, nur 20 km hinter der Front , eine Zigeunerkapelle ungarische Musik, als sei nichts geschehen. Damit uns die Zeit nicht zu lang wird, wollen wir um 19 Uhr in das hiesige Soldatenkino gehen. Wir hoffen, morgen endlich bei unseren Einheiten zu sein.“ Am nächsten Morgen, dem 18.Dezember 1944, sind wir von Rimaszombat wieder nach Lucenec zurück gefahren, weil sich herausgestellt hatte, dass wir auf direktem Wege nicht mehr zu unserer Division gelangen konnten. Die meisten Einwohner waren vor dem Iwan schon getürmt, so dass Cafés und Speiselokale in diesem Städtchen bereits geschlossen waren. So verspeisten wir unsere Marschverpflegung in einem Feldlazarett, wo uns der Hauptfeldwebel noch zusätzlich heißen Kaffee spendierte. Die Nacht verbrachten wir wieder einmal in einem sog. „Hotel“ und erfuhren am anderen Morgen von der Frontleitstelle in Lucenec , wo genau die 15. Infanterie-Division eingesetzt ist, und auf welchem Wege wir, angesichts des Frontverlaufs, am besten dorthin kommen. Dann stellten wir uns an die Ausfallstrasse Richtung Südosten und erwischten nach 1 ½ Stunden endlich einen Militär– LKW, der uns bis Fülek (heute Filakowo) mitnahm. Erst am nächsten Tag sollten wir dann mit einem Kurierfahrzeug zur 15. ID.(mot.) transportiert werden. Derweil vertrieben wir uns In einem kleinen Saal in Fülek den Nachmittag mit Skatspielen und schliefen nachts mit angezogenen Klamotten und in Reichweite unseres Gepäcks auf dem harten Fußboden. Nachdem das erwartete Kurierfahrzeug der 15.ID. (mot.) ausblieb, gelang es uns erst am Vormittag des 21. Dezember mit einem LKW in das nur etwa 15 km entfernte Grenzgebiet zwischen Ungarn und der Slowakei zu kommen, wo derzeit die Front verlief und sich die 15.ID (mot.) befand. Kurz nachdem wir den Ort verlassen hatten, wurde Fülek bombardiert, darunter auch die Gegend, wo wir uns einquartiert hatten. Auch in Lucenec soll es zwei Tage zuvor 300 Tote gegeben haben, als es nur kurz nach unserer Abreise bombardiert worden war. Da haben wir wohl zweimal ausgesprochenes Glück gehabt. Eine ganze Woche hatten wir also gebraucht, um von Wien aus das Einsatzgebiet der 15.ID. (mot.) zu erreichen, aber noch immer war ich nicht bei meinem Pionierbataillon 15 gelandet, weil es z.Zt. gar nicht im Verband der 15.ID (mot.) eingesetzt war, sondern in einem benachbarten Frontabschnitt für die Durchführung von Sperrmaßnahmen, sog. „Z-Maßnahmen“, benötigt wurde. Der damalige Divisionskommandeur, Generalmajor Hans Laengenfelder, hatte deshalb verfügt, alle schon seit einiger Zeit für das Pionier-Bataillon eintreffenden Urlauber und Ersatzleute beim Divisionsstab festzuhalten und für spezielle Pionieraufgaben einzusetzen. Auf diese Weise hatten sich im Laufe der Zeit etwa 80 Pioniere, vier Unteroffiziere, zwei Feldwebel, ein Hauptmann, ein Leutnant und mit mir nun auch noch ein Oberleutnant angesammelt. “Nach der Wiederaufstellung der 15.ID im Raum Klausenburg in Siebenbürgen wurde die Division in schwere Abwehrkämpfe am Theis-Brückenkopf bei Tiszalök (Ungarn) verwickelt. Sie konnte mit Mühe und Not einer Einkesselung entgehen. Es folgte der weitere Rückzug im hinhaltenden Widerstand im Raum Miscol – Eger. Als ich endlich Ende Dezember 1944 den Einsatzraum der Division erreichte, hatte sie bereits das vor der Grenze zur Slowakei liegende Bergmassiv überwunden und vorbereitete Auffangstellungen unmittelbar hinter der ungarisch-slowakischen Grenze zwischen Lucenec und Rima-Zombat bezogen.” (Günter Sieling)                            (Auf die Karte klicken zum Vergrößern) Nun war ich also am 21.Dezember 1944, 3 Tage vor Weihnachten, endlich bei meiner für mich neuen Division gelandet. Einziger Trost war, dass die ehemalige voll mit Pferden und Wagen ausgerüstete Division bei ihrer Neuaufstellung mit Kraftfahrzeugen bestückt wurde, dadurch schneller beweglich war und uns vor allen Dingen die endlosen Fußmärsche erspart blieben. Aus einer Division (hot.) war eine Division (mot.) geworden, und auch mein neues vorübergehendes Zuhause hieß jetzt „Pionierbataillon 15 (mot.)“. “ (Fortsetzung auf der nächsten Seite) Quelle und Zitate: [71]  Auszüge aus:  Günter Sieling: Meine Lebenserinnerungen Band II, Verlag Books on Demand, 2011 Mit freundlicher Genehmigung und Unterstützung des Autors Günter Sieling   Kämpfe der 15. I.D. nach ihrer Neuaufstellung in Ungarn (Quelle. Willemer [1]) Skizze des Angriffs des G.R. 88 bei Ungvar (Quelle: [35]) Die Lage bei Miskolc im Spätherbst 1944 (Quelle: [34]) Der Kampfraum der 15. I.D. Ende 1944 (Quelle: G. Sieling: Meine Lebenserinnerungen, Bd II)