Die 15. Infanteriedivision im Zweiten Weltkrieg Rückzug und Kämpfe an der Schanja Rückzug auf die Schanja 9.1. bis 24. 1. 1942 Der Rückzug des XX. Korps vollzog sich abschnittsweise, wobei die erreichten Sicherungslinien immer wieder tageweise gehalten wurden. Die 15. I.D. ging in der Nacht vom 9. auf den 10. Januar 1942 an ihrer eigenen Stellung entlang von Ost nach West zurück. Sie nahm nun eine mehr nach Osten gerichtete Front von der Protwa bis Lutschny ein. In dieser Frontlinie wurden zwischen dem 10. und dem 13. Januar mehrere russische Angriffe abgewiesen. Allerdings musste ein Teil der Batterien nach Südwesten feuern, denn westlich des Protwa stieß der Feind nach Norden auf Wereja vor. Er stieß somit in den Rücken der 15. Infanteriedivision. Die Westen her angesetzte 267. I.D. konnte nicht den Anschluss an den Südflügel des XX. Korps gewinnen. Daraufhin zog das XX. Korps die 292. I.D. aus der Front, um sie am rechten Flügel der 15. I.D. einzusetzen, aber alle Bewegungen im tiefen Schnee und bei strengem Frost dauerten "endlos lange" (Willemer, [1], S. 84). Am 14. Januar wurde der 15. I.D. der Rückzug hinter die Isma beiderseits Korowino befohlen. Die Feindspitze erreichte inzwischen aber den Südrand von Wereja, weshalb die 15. I.D. gezwungen war, sich beim weiteren Absetzen hinter die Protwa durch den Feind hindurch zurück zu kämpfen. Heftige Gefechte gabe es dabei beim I.R. 88 bei Sotnikowo und beim I.R. 81 bei Dedenowo.Unter Führung von Oberstleutnant Schmidt wurde Sotnikowo vom zusammengefassten II. und III. Bataillon genommen. Mit der Stabskompanie gelang es Schmidt, den Feind auch aus Dupowa zu werfen. So wurde mit diesen Kräften unter gleichzeitigem Kampf nach Westen und Osten der auf Wereja gerichtete feindliche Stoßkeil zerschlagen. Die 4. Panzer-Armee würdigte den Erfolg in folgendem Tagesbefehl: "Die 15. I.D. hat sich das Ausweichen über die Protwa mit besonderem Schneid erkämpft. Ohne Panzer- und Artillerieunterstützung hat die Division den in die Wälder westlich der Protwa eingedrungenen Gegner geworfen. Das geschah trotz ständiger Angriffe des von Osten nachdrängenden Gegners. Durch die Einnahme von Dedenowo wurde ein feindlicher Durchbruch nach Wereja verhindert. Die Führung der Division hat sich in diesen Kämpfen besonders bewährt." (Tagesbefehl aus: Willemer [1], S. 84) Der feindliche Druck ließ indes nicht nach. Oberleutnant Laudenbach wurde mit seinem Bataillon in Sotnikowo eingeschlossen. Es gelang dem Regimentsadjutanten Oberleutnant Berckel durch den Feind hindurch den Ausbruchsbefehl nach Westen zu überbringen. Dieser Ausbruch gelang in der Nacht, und am 18. Januar bildete die 15. I.D. eine von Popowa aus in nördliche Richtung verlaufende Front. Linker Nachbar der Division war die 183. I.D., und rechts wurde nun die 292. I.D. eingeschoben, die ihrerseits Anschluss zur 267. I.D. nahm. Damit war die Flankenbedrohung für die 15. I.D. beseitigt. Am 19. Januar trat folgende Neugliederung der 15. Infanterie-Division in Kraft: - Divisionsstab - I.R. 81 mit III./81 und III./106 (das II./81 war zuvor aufgelöst worden) - I.R. 88 mit III./88 und zugeführtem II./I.R. 14 (von der 78. I.D.) - A.R. 15 mit I. - III. Abteilung zu je zwei Batterien mit je drei leichten Feldhaubitzen (LFH) - Nachrichtenabteilung 15 - Versorgungstruppen Nachdem der lang ersehnte Rückzugsbefehl eingegangen war, begang für die 15.I.D. am 19. Januar der Rückzug auf die Schanjastellung, wobei folgender Marschweg befohlen wurde: Archangelskoje - Jurlowo - Golowino - Dunino - Sorokino - Lyskowo - Meshetschina. Das bedeutete einen Marschweg von mehr als 70 km. Den gleichen Marschweg benutzten die 292. und die 183. I.D.; die 15. hatte die Nachhut zu bilden. Es wurden zwei Marschgruppen zusammengestellt: I.R.88 mit A.R. 15 (ohne II. Abteilung) und I.R. 81 mit II. / A.R. 15. Zur Vorbereitung der Schanja-Stellung wurden Erkundungskommandos vorausgesandt. I.R. 81 bildete die Nachtruppen. An diesem 19. Januar 1942 verließ der seitherige erste Generalstabsoffizier (Ia) Oberstleutnant i.G. Kossmann die Division, um als Chef des Generalstabes zum VI.Armeekorps zu treten. Sein Nachfolger wurde der spätere Autor der Divisionsgeschichte "Die 15. Infanteriedivision im Zweiten Weltkrieg" (s. Quelle [1]), der Major i.G. Wilhelm Willemer (er war zuvor I b der 87. I.D.). Südlich der Marschstraße waren die Russen bereits weit nach Westen vorgedrungen. Weiter nördlich ging parallel dazu das deutsche VII. Armeekorps zurück, zu diesem bestand ein weiter Zwischenraum, durch den der Gegner unter normalen Umständen hindurchstoßen und dem VII. Korps in die Flanke fallen konnte. Dies wurde aber dadurch erschwert, dass die Nord-Süd- Straßen nicht vom tiefen Schnee geräumt waren. Am 20. Januar deckte die 15. I.D. den Abfluss der beiden anderen Verbände und trat am Abend des gleichen Tages selbst den Rückzug an. Der Marsch brachte sie in 5 Tagen an die Schanja. Der Feind drängte zunächst scharf nach und lief beim ersten Tageslicht auf die Nachhut bei Waskino auf. "Im Feuer aller Waffen und einer im direkten Richten feuernden Batterie der II. Abteilung brach sein Angriff blutig zusammen. Von nun an folgte er zögernd und vorsichtig." (Willemer [1], S. 86). Das verstärkte I.R. 81 konnte "mit leichter Mühe" (ebd.) jedes weitere Nachdrängen abwehren; somit konnte das verstärkte I.R. 88 weiter zügig in Richtung Schanjastellung marschieren, ohne unterstützend eingreifen zu müssen. "Dieser Rückzug erinnerte auf Schritt und Tritt an die Bilder von Napoleons Rückzug von Moskau. Viele Soldaten hatten ihre Zeltbahnen und Decken über Kopf und Schultern gezogen, so dass nur die bleichen, bärtigen Gesichter herausschauten. Manche trugen Strümpfe statt Handschuhen an den Händen. Um die Stiefel waren Lappen oder Säcke gewickelt."(ebd.) Zur Erleichterung der Fahrzeuge war diverses Material am Wegesrand zurückgelassen worden: Munitionskörbe, Kisten mit verschiedenem Heeresgut, Schanzzeug und andere Ausrüstungsgegenstände. Auch Fahrzeuge, schwere Waffen und Geschütze waren stehen geblieben und unbrauchbar gemacht worden. "Die Ursache hierfür war allzu offenkundig: Fast alle hundert Meter säumte ein totes oder sterbendes Pferd den Rückzugsweg. Manche lagen halb aufgerichtet da und waren in dieser Stellung steifgefroren. Das Zusammenbrechen und Sterben so vieler ausgemergelter Pferde gehört auch zu den traurigen Erinnerungen dieses Marsches. Unvergesslich bleibt das heisere Geschrei und die Peitschenschläge im Ohr, mit denen die Fahrer die letzte Kraft aus ihren Tieren zu holen versuchten." (ebd.) Zwölf Pferde und mehr waren für das Ziehen der Artillerie-Haubitzen notwendig; doch bald reichte auch diese Zahl nicht mehr aus. Die schweren Geschütze und Fahrzeuge mussten abschnittsweise im Pendelverkehr gefahren werden. Das hieß: Doppelte Wege und doppelte Anstrengung. Wertvolle Feldkabel hingen noch an den Telegrafenstangen; auch sie mussten zurückbleiben. [vergl. Quelle 1] Am 23.1. (verstärktes I.R. 88) und 24.1. (verstärktes I.R. 81) wurde schließlich die Schanja erreicht. Hier sollte der Rückzug eingestellt und der Vormarsch des Feindes gestoppt werden. Die Hoffnung auf eine vorbereitete Winterstellung und auf des kommende Ende des Winters war groß. Gerüchte liefen um. So sei eine "Armee Blaskowitz" im Anmarsch, um Entlastung zu bringen. Tatsächlich waren einige Divisionen dieser in Frankreich liegenden Armee unter Generaloberst Blaskowitz in den Osten verlegt worden. Das Gerücht hatte aber aus diesen wenigen Divisionen eine ganze Armee werden lassen. An der Schanja 24.1. - 23.3.1942 Die Hoffnung auf eine ausgebaute, mit beheizbaren Unterständen versehene Winterstellung wurde enttäuscht, dergleichen wurde an der Schanja nicht vorgefunden. Die Stellung war im Abschnitt des XX. Armeekorps nur ein Strich auf der Landkarte; hier sollte dem Gegener endgültigen Halt geboten werden. Immerhin war die 15. I.D. früher an diesem Kartenstrich angekommen als der Feind, wenn auch auf dem rechten Divisionsflügel beim III./I.R. 81 nur um wenige Stunden. Beim südlichen Nachbarn hatte der Feind diese Linie früher erreicht als die deutschen Verteidiger. 20 Kilometer südwestlich war der Feind zwischen der 4. Armee und der 4. Panzerarmee durchgebrochen, bevor eine feste Front gebildet war. Einige Angriffsversuche zum Schließen der Lücke scheiterten. Die rote 33. Armee marschierte unaufhaltsam nach Westen. Ihre Spitzen erreichten die Gegend südlich von Wjasma, wo sie sich mit Partisanen vereinigten. Zudem wurden Nacht für Nacht "in einer unheimlichen Luftbrücke" (Willemer [1]) über der 15. I.D. russische Fallschirmjäger eingeflogen, die die russische Armeespitze weiter vergrößerten. Südwestlich von Wjasma hatten sich ohnehin schon große Partisanengebiete gebildet. [vergl. Quellen 1 und 28] Die Lebensadern der deutschen Truppen der 9. Armee un der 4. Panzer-Armee östlich von Wjasma waren die Eisenbahnlinie und die Autobahn Smolenks- Wjasma. Diese wurden durch die russsichen Kräfte von Süden stark bedroht. Aber auch weiter nördlich war die Lage kritisch. Westlich von Rshew durchgebrochene Feindkräfte stießen bis dicht an die Autobahn vor. Mit größter Mühe, und nur tage- oder stundenweise konnten deutsche Sicherungstruppen die Straße für die Versorgung offenhalten. Der Versorgungsverkehr wurde im Geleitzug organisiert. Im Raum östlich und nördlich Wjasma befanden sich die 9.Armee und die 4. Panzerarmee ebenso in einem riesigen, fast geschlossenen Kessel wie die 4. Armee im Raum Juchnow. [vergl. Quellen 1, 10 und 28] Währenddessen gab es bei der 15.I.D keine Gelegenheit, sich Gedanken um die große Lage zu machen. Es ging für sie darum, im eigenen Abschnitt schnellstmöglich eine feste Front aufzubauen und den andrängenden Feind abzuwehren. Kampfanlagen und Unterstände mussten in den steinhart gefrorenen Boden getrieben werden. Die gesunkene Kampfkraft musste wieder angehoben werden.  Da der Stellungsbau entsprechend mühevoll und zeitraubend war, entschloss sich die Divisionsführung, die feindlichen Angriffe zunächst aus den Ortschaften ostwärts der Schanja abzuwehren. Jurmanowo wurde daraufhin vom III./I.R.81 und Wodizkoje vom III./I.R. 106 besetzt. Später besetzten Teile des I.R. 81 und 88 Wodizkoje (Vodizkoje) und das I.R. 88 Assowzy und Assarowo. In den letzten Januartagen und Anfang Februar konzentrierten sich die russischen Angriffe auf das exponierte Wodizkoje. Einige Häuser gingen in Flammen auf. Es kam zum Nahkampf und zu Einbrüchen in die Ortschaft. Der Kommandant glaubte, das Dorf aufgeben zu müssen, doch "der harte Wille der Führung und die Tapferkeit der Grenadiere überwanden alle Krisen und die Ortschaft blieb fest in eigener Hand." (Willemer [1], S. 89) Die Angriffskraft der Gegners begann im Abschnitt der 15.I.D. zu erlahmen. Der Verteidigungsabschnitt an der Schanja konnte die ganze Zeit ungestört vorgenommen werden. Der Bezug dieser geschlossenen Verteidigungslinie war dringend nötig, um den Feind am Einsickern zu hindern; dies war ihm zuvor an der Nara gut gelungen. An eine tiefgestaffelte Verteidigungszone war aufgrund der gesunken Anzahl an Infanteristen nicht zu denken. "Man musste froh sein, wenn man alle 200-300 Meter einen Kampfstand für ein M.G. und eine Bedienung einrichten konnte." (ebd.) Die Linie war somit hauchdünn. Hinter dieser befanden sich in der Tiefe einige wenige schwere Waffen, die Feuerstellungen der Artillerie und die Stäbe mit ihrem Stabs- und Nachrichtenpersonal. Für den Stellungsbau im tiefgerfrorenen Boden ersannen erfindungsreiche Soldaten ene besondere Lösung: An der für den Unterstand vorgesehenen Stelle wurde der Schnee geräumt und darauf reichlich Holz aufgeschichtet. 24 Stunden lang wurde ein tüchtiges Feuer unterhalten, danach konnte der weichgewordene Boden ausgehoben werden. Über die Grube wurde eine Lage Baumstämme gelegt und Erde und Schnee aufgeschüttet. Der Frost ließ diese Beschüttung rasch zu einer festen, schusssicheren, und kälteabhaltenden Schicht zusammenfrieren. Ein aus Benzinkanistern oder aus Blechdächern hergestellter Behelfsofen komplettierte den Unterstand. Die Kampfstände für die M.G. wurden aus Schneewällen gebaut. Die Tarnung der ganzen Anlage erledigte der nächste Neuschnee. Auf diese Weise entstanden im Divisionsabschnitt in etwa einer Woche 80 Kampfanlagen. Als Baukräfte waren Soldaten aus den Trossen und Versorgungstruppen eingesetzt worden; die Soldaten der Infanterieregimenter waren ja noch in der Verteidigung der Ortschaften vor der Stellung gebunden. 250 jüngere Soldaten aus den Versorgungstruppen wurden der Infanterie zugeteilt, um die Kampfstärken zu erhöhen. Außerdem stellten die Versorgungstruppen eine Ski-Kompanie unter Oberleutnant Gudden auf, die sich nach kurzer Ausbildung sehr bewähren sollte.  Auf diese Weise wurde das Herausziehen der Panzerjäger-, Pionier- und Aufklärungskräfte aus den Infanteriebataillonen wieder möglich. Die Grabenstärken der Kompanien und Schwadronen betrugen Anfang Februar 1942 etwa 30-35 Mann. Die 15. I.D. unterstand zu diesem Zeitpunkt weiterhin dem XX. A.K. (4. Panzer-Armee). Die Führungsabteilung war seit Ende Januar in Matrenino untergebracht- ein Dorf das mit Hauptverbandsplatz und zahlreichen eigenen und divisionsfremden Truppen und Stäben überbelegt war. So arbeiteten und lebten in einem einzigen Panjehaus: Der Divisionsführer, Ia, IIa, Ic, 3 Ordonannzoffiziere und Dolmetscher, 5 Schreiber und Zeichner, 4 Ordonnanzen und Fahrer, 2 Fernsprecher, ein älteres russisches Ehepaar mit Tochter, 1 Ziege, 5 Hühner sowie unzählige Wanzen und Läuse. Am 4.2.1942 wurde ein sorgfältig geplantes Aufklärungs-Stoßtruppunternehmen in Bataillonsstärke auf dem linken Divisionsflügel, wo es keine Feindangriffe gegeben hatte, durchgeführt. Die Aufklärungsergebnisse wurden vom Chef des XX. Armeekorps, Oberst Vogel als "sensationell" bezeichnet, denn demnach befand sich vor dem linken Divisionsabschnitt und vor dem rechten Abschnitt der benachbarten 258. I.D. nur schwacher Feind, was eine große Entlastung bedeutete. Die Folge davon war allerdings, dass die Anforderungen an die 15.I.D. erheblich gesteigert wurden. Bereits am 3. Februar war es der 20. Panzerdivision und weiteren Divisionen gelungen, die Einbruchslücke zwischen der 4. Armee und der 4. Panzerarmee zu schließen - allerdings nicht in Verlängerung der Frontlinie, sondern weiter hinten im Zuge der Straße Gshatsk-Juchnow. Die Folge davon war, dass die nach Osten vorspringende Front im Bereich des XX. Korps auf eine kürzere Sehne zurückgenommen wurde. Der linke Flügel der 15.I.D. war der Drehpunkt dieser Bewegung. Damit mussten die soeben mit viel Mühe gebauten 80 Bunker gesprengt werden und die ganze Arbeit weiter hinten erneut begonnen werden. "Das war eine harte Belastung für die Truppe. Doch die Lage zwang dazu, Ärger und Enttäuschung mussten hingenommen werden." (Willemer [1], S. 92) Wiederrum wurde an dem bewährten Verfahren festgehalten, die Ortschaften vor der HKL zu verteidigen um den störungsfreien Stellungsausbau zu ermöglichen. I.R. 81 verteidigte Orlitza, I.R. 88 Meshetschina. Vom Kirchturm dieses Dorfes aus konnte das ganze Schanjatal und das Gelände ostwärts davon eingesehen werden. Über den Umschlagplatz Upolosy zog die Quartiermeisterabteilung von Ssawinki nach Cholnino und die Führungsabteilung der Division nach Suschewo um. Die Russen folgten der Absatzbewegung auf die neue Stellung nur zögernd. Sie besetzten die Orte Asowzy und Assarowo. Am 10. Februar 1942 stießen sie auf Orlitza, hatten aber hierbei Verluste, da das Pionierbataillon 15 den Waldweg zwischen Asowzy durch verminte Baumverhaue gesperrt hatte. Die Russen räumten zwar die erste Sperre, gaben aber nach weiteren Verlusten an der zweiten Sperre schließlich auf und bahnten sich den weiteren Weg über Trampelpfade durch den tief verschneiten Wald. Ihr Angriff auf Orlitza brach unter der Wirkung von ausgelegten S-Minen und im Feuer der Kompanie Klingelhoefer sowie unter Artilleriegranaten des A.R. 15 zusammen. Am 11. Februar wurden drei weitere Angriffe auf Orlitza abgeschlagen. Der Gegner unterließ daraufhin weitere Angriffe; Orlitza und Meshetschina blieben als Stützpunkte vor der Hauptkampflinie in eigener Hand. Zu den Stützpunktkämpfen im Wald zwischen Orlitza und Vodizkoje existiert ein gesonderter Bericht. Am 11. Februar übernahm das III. Bataillon des I.R. 106 einen Abschnitt des linken Nachbarn (258. I.D.); das Bataillon hatte Glück - es handelte sich um eine ruhige Stellung. Am 12. Februar 1942 musste die 15. I.D. ein Infanterieregiment an die 255. I.D. zum Einsatz an der Riegelfront auf dem Südflügel des XX. Armeekorps abgeben. Da das I.R. 88 bislang einen ruhigen Abschnitt hatte, wurde dieses Regiment abgegeben. Es kam an den seit Tagen hart umkämpften Abschnitt bei Pinaschino. Das Regiment verließ die Division in einer Stärke von etwa 350 Mann, mit 15 l.M.G., 4 s.M.G., 3 s.Gr.W., 3 l.Gr.W. und drei 3,7-PaK. Der 15. I.D. verblieben somit auf einem ca. 9 km breiten Abschnitt nur noch 6 schwache Schützenkompanien: 2 im III./I.R. 81 2 in der Panzerjägerabteilung 15 2 in der A.A. 15 (das III./I.R. 106 war dem linken Nachbarn, der 258. I.D., unterstellt worden) Von diesen sechs Kompanien wurden jerweils eine in den beiden vorgeschobenen Stützpunkten eingesetzt; in der HKL verteilten sich also die vier verbliebenen Kompanien - durch wenige schwere Waffen verstärkt - auf Abschnitte von jeweils mehr als 2 km. Zur Stärkung der Stellung wurden deshalb beim A.R. 15 zwei Kanonierkompanien gebildet, die eine Riegelstellung hinter der HKL besetzten. Die beiden Pionierkompanien des Pi.Bat.15 wurden im rechten und linken Abschnitt ausschließlich für Pionieraufgaben eingesetzt und stellten die letzten Infanteriereserven der Division dar. Sie durften nur auf Divisionsbefehl verwandt werden. Zur Panzerabwehr wurden zwar einige L.F.H. vorgezogen, da die 3,7 Pak für die Bekämpfung der russischen T34-Panzer zu schwach waren. Jedoch hatte dies mehr moralische Wirkung für die Infanterie als taktischen Zweck. Eine durchschlagende Wirkung war nicht zu erwarten. “Sie wurde zum Glück nicht auf die Probe gestellt.” (Willemer [1], S. 93)   Am 20. Februar 1942 kam der Abschnitt der 15. I.D. vom Befehlsberich des XX. Armeekorps nun unter den Befehl des VII. Armeekorps. Dessen Führer war der frühere Kommandeur der 15. I.D., General Hell. Chef des Generalstabes war der frühere Ia der 15. I.D., der Oberst i.G. Kossmann, später Oberst Hielscher. Währenddessen erlebte das der 255. I.D. unterstellte Infanterieregiment 88 an der Riegelfront schwere Tage bei bitterer Kälte. Das Regiment musste bei Tag und Nacht im freien Gelände, ohne wärmende Häuser oder Bunker, von Panzern unterstützte Angriffe abwehren. Einbrüche wurden abgeriegelt und wieder bereinigt. Dabei blutete das I.R. 88 völlig aus. “Der körperliche Zustand der Männer war erschreckend. Aber es hielt seine Stellung und bewährte sich aufs Höchste. Sein Kommandeur, Oberstleutnant Schmidt, der trotz Verwundung bei der Truppe geblieben war, wurde im Ehrenblatt des deutschen Heeres genannt.” (Willemer [1], S. 94) Am 7. Februar kam das Regiment 88 endlich zur 15. I.D. zurück. Kolonnenraum wurde vom Ib dafür eigens zur Verfügung gestellt. Das Regiment wurde im rückwärtigen Divisionsgebiet untergebracht und durch zusätzliche Verpflegung und Betreuung versucht, die Soldaten wieder zu Kräften kommen zu lassen. Durch das Eintreffen der Genesenden und durch Ruhe und Erholung stellte sich nach und nach die alte Kampfkraft wieder ein. Inzwischen hatte sich die Divisionsfront gefestigt. Es herrschte weitgehende Ruhe, die von einigen Spähtruppunternehmungen unterbrochen wurde. Ein eigener Spähtruppvorstoß der Panzerjägerkompanie von Meschetschina auf Assarowo misslang unter hohen Verlusten. Daraufhin befahl die Division, dass Stoßtruppunternehmen nur noch auf ausdrücklichen Befehl der Division und nur unter Mitführung von schweren Waffen und Artillerie durchzuführen seien. Da die Disziplin auf dem Rückzug von der Nara zur Schanja gelitten hatte, wurden nun Anstrengungen unternommen, diese wieder anzuheben. “Zwar konnte vom Mann in Fausthandschuhen und Kapuze keine vorschriftsmäßige Ehrenbezeigung verlangt werden. Aber auf die Haltung des Mannes, auf die Meldung an die Vorgesetzten, darauf, dass jeder Fahrer und Beifahrer mit dem Gewehr am Mann sein Fahrzeug sicherte, auf Pflege der Waffe, Bekleidung und des Geräts, auf die Schonung der Pferde wurde streng gehalten [...] Im rückwärtigen Divisionsgebiet wurde dazu eigens [...] Hauptmann Burckhardt eingesetzt. Der Erfolg blieb nicht aus [...] Auf der anderen Seite wurde alles getan, um durch Versorgung und Betreuung dem Kämpfer im Graben sein schweres Los zu erleichtern.” (Willemer [1], S. 94) Durch ständige Unterbrechungen der Autobahn und der Bahnlinie westlich von Wjasma war die Versorgung allerdings auf ein Mindestmaß gesunken. Das Wenige, was ankam, wurde hauptsächlich den Kämpfern im Graben zugeteilt. Das führte dazu, dass die Stäbe und Versorgungstruppen täglich pro Mann nur 100 Gramm Brot und 3 Zigaretten erhielten, während der Grabenkrieger 300 Gramm Brot und 7 Zigaretten erhielt. Dass die Truppe dennoch vor dem Hunger bewahrt wurde, lag an der großen Anzahl toter Pferde, die -von der Kälte konserviert- einen großen Fleischvorrat für die Truppe und für die Bevölkerung darstellten. Zudem wurden schwache, nicht mehr erholungsfähige Tiere geschlachtet. Auch der Feldpostmeister trug zur Anhebung der Versorgungslage nicht unerheblich bei: Ihm gelang es, einen großen Stoß Feldpost, darunter die gesamten Weihnachtspäckchen (im Ganzen 3000 Sack) von Smolensk heranzuschaffen. “Die moralische Wirkung des Eintreffens der Briefe aus der Heimat kann gar nicht hoch genug eingeschätzt werden, war doch die Post seit Ende Dezember völlig ausgeblieben. Die Päckchen aber mit ihrem Inhalt an hochwertigen Lebensmitteln und Tabak bedeuteten einen erheblichen Zuwachs für die Ernährung. Da ein großer Teil der Empfänger durch Tod, Verwundung, Erfrierungserscheinungen und Krankheit ausgefallen war, wurde wie folgt verfahren: Die Kompanieführer öffneten die Päckchen und sandten die Briefe mit einem Anschreiben an die Absender zurück. Der Inhalt der Päckchen wurde verteilt. So erhielt in den Infanteriekompanien jeder Mann außer seinen eigenen bis zu 50 andere Päckchen.” (Willemer [1], S. 95) Der Divisionsintendant Pape kümmerte sich indessen um die Bekleidungsfrage. Die sog. “Wollspende” aus der Heimat wurde zwar angesichts der Opferbereitschaft dankbar empfunden, allerdings kam sie erst an, als die größte Kälte bereits vorüber war. Vorher kamen nach und nach bereits Wäsche, Übermäntel, Filzstiefel (sog. “Walinskis”) und Schneehemden heran, so dass die Frontkämpfer - nachdem sie vorher quasi nur mit Sommerkleidung der Kälte trotzen mussten und deshalb viele Erfrierungen erlitten- endlich eingermaßen ausgestattet werden konnten. Der Divisionsarzt Prof. Dr. Schroeder begegnete der Lebensgefahr, der auch Leichtverwundete durch die extreme Kälte bei den Verwundetentransporten ausgesetzt waren, durch Einrichtung von Wärmestationen entlang der Bergungsrouten. Zu diesem Zweck wurde in einzelnen Häusern in den Dörfern entlang der Verbindungswege die Verwundetenbetreuung durch einen Sanitätsgefreiten sichergestellt. Dieser stellte heiße Getränke und Wärmflaschen bereit und sorgte außerdem für den Austausch der Wärmesteine, die in die Schlitten mit den Verwundeten gelegt wurden, die zwischen den Wärmestationen verkehrten. Für Leichtverwundete wurde im alten Schloss Skugorewo ein Erholungsheim eingerichtet. Die Divisionspfarrer Wessinger und Raible waren unermüdlich in der geistlichen Betreuung an der Front und auf den Hauptverbandsplätzen tätig. Wessinger kümmerte sich besonders um die Divisionsfriedhöfe die jeweils hinter dem Divisionsabschnitt angelegt wurden. Auf diesen wurden alle Gefallenen der Division - wenn die Lage dies zuließ- in Einzelgräbern bestattet. Im Schanja-Abschnitt hatten besonders auch die Pferde zu leiden. Seit vielen Wochen gab es bereits keinen Hafer mehr und auch nicht die bewährte Futterkonserve. Das russische Kleeheu ging zur Neige, so dass um Heustapel zwischen den Fronten von speziell angesetzten Stoßtrupps Gefechte geführt wurden. Auch wurden “Heuerfassungs-Unternehmen” im Hinterland von der Veterinärkompanie organisiert, wobei diese Gruppen sowohl auf nachbarliche Konkurrenz als auch auf Partisanen stießen. Entbehrliche Pferde wurden in eigens eingerichtete Pferde-Erholungsheime abgeschoben. Doch trotz aller Improvisationskunst mussten sich die meisten Pferde vom Dachstroh der Panjehütten ernähren, was zu einem beklagenswerten Zustand der Tiere führte. Der Munitionsnachschub war ebenfalls ein großes Problem. Gewehr- und M.G.-Munition war in der Regel ausreichend vorhanden (relativ geringer Tonnagebedarf), aber die Munitionsversorgung für die Granatwerfer, für die Infanteriegeschütze und für die Artillerie war unzureichend. Da aber im Schanja-Abschnitt zuletzt weniger verschossen wurde, konnte der WuG Oberleutnant Hack allmählich einen kleinen Puffer bilden. Am 7. und 8. März mussten jedoch aus diesen Beständen jeweils 1000 Schuss für die leichte Feldhaubitze (LFH) aus dem Lager “Forsthaus” an die schwer ringenden Nachbarverbände abgegeben werden. “Das Verhältnis der Truppe zur Bevölkerung entbehrte nicht einer freundschaftlichen Note, wie überall in Russland, wo nicht Partisanen den Ton angaben. Sie durfte in ihren Häusern bleiben mit Ausnahme - wegen des Geheimschutzes - der Quartiere der Stabs- und Nachrichtentruppe. Der “Ofenpanje” besorgte für etwas Tabak das Heizen und die “Magda” für einen Schlag Suppe die Wäsche. Im allgemeinen litt die Bevölkerung auf dem Lande keine Not, da sie ihre Wintervorräte bei Seite gebracht und versteckt hatte.” (Willemer [1], S. 96) Anfang März. Die Division musste sich auf die anstehende Schlammperiode vorbereiten. Durch den reichlich vorhandenen Schnee musste sie bei steigenden Temperaturen heftig ausfallen. Vorgesehene Maßnahmen waren: Feststellung der Höhe des zu erwartenden Schmelzwassers durch Befragen von Einwohnern und durch Berechnungen von sachverständigen Pionieren Verlegung von ganzen Stellungsteilen Erd-Bunker sollten an einigen Stellen durch Blockhäuser ersetzt werden Nachschubwege wurden neu geplant und auf Höhen verlegt Knüppelholz zur Wegebefestigung wurde bereitgestellt Munitions- und Nahrungsbevorratung für alle Einheiten für 7 Tage  Am 15. und 16. März 1942 tobte ein heftiger Schneesturm im Divisionsabschnitt mit bis dahin nicht gekannter Stärke. Jeder Verkehr wurde eingestellt, auch Melder konnten nicht losgeschickt werden. Jeder Aufenthalt im Freien bedeutete Lebensgefahr. Nach dem Abflauen des Sturms wurde jede Hand benötigt, um die tief verschneiten Wege wieder vom Schnee zu räumen. Am 18. März traf ein Befehl ein, der eine neue Lage brachte: Die Division sollte in der Nacht vom 22. und 23. März ihren Abschnitt an die beiden Nachbarn abgeben. Der Marsch in den Raum von Wjasma wurde befohlen. Sofort griffen wilde Spekulationen und Gerüchte um sich. Wohin ging es ? Wjasma - da hatte jeder sofort im Kopf, dass man dort auf Züge verladen werden könnte. Sämtliche Gegenden Russlands waren im Gespräch. Oder sollte man etwa in ein anderes Land verlegt werden ? Doch dies schien den meisten zu schön, um wahr zu sein. “Und doch hatte der Chef des Generalstabes vom VII. Armeekorps bei der Befehlsausgabe etwas von “möglicherweise Schwein haben” und einem “fernen schönen Land” gemurmelt und dabei etwas neidisch ausgesehen.” (Willemer [1], S. 96) Doch zunächst galt es, Wjasma zu erreichen. Das noch hinter der Front liegende I.R. 88 wurde vorausgeschickt, um die Wege nach Wjasma zu erkunden und vom Schnee zu räumen. An der Front war auch die reibungslose Übergabe an die Nachbardivisionen sehr wichtig, um zu verhindern, dass der Gegner nicht den Schwächemoment der Ablösung für einen Angriff ausnutzen konnte. So wurden erhebliche Maßnahmen zur Tarnung und Verschleierung ergriffen. Der Feind durfte weder aus den Bewegungen, noch aus dem Verhalten und den Gewohnheiten der ablösenden Truppe, aus der Spähtrupptätigkeit, dem Störungsfeuer, den Geräuschen etc. Anzeichen für eine Ablösung erkennen. Die Ablösung verlief schließlich planmäßig. Die Truppe hatte an der Schanja an Wert gewonnen. Sie war zahlenmäßig in der gleichen Stärke wie beim Eintreffen in der Stellung. Ihr Selbstvertrauen war angesichts erfolgreicher Spähtruppunternehmen und zahlreicher abgewiesener Feindangriffe wieder gestiegen. Entgegen der geheimen Wünsche ihrer Soldaten wurde die 15. I.D. nach ihrer Ankunft im Raum Wjasma nicht verladen, sondern erneut in den Kampf geworfen. Dabei sollte ihr die im Schanja-Abschnitt wiedererlangte Kampfkraft zugute kommen. [vergl. Quelle 1]     Rückzug der 15. I.D. auf die Schanja (Quelle: Willemer [1]) Lage bei der 9. Armee und 4. Panzerarmee am 1.2.1942 (Quelle: Willemer [1]) Die 15. I.D. in der Schanjastellung (Quelle: Willemer [1])