Die 15. Infanteriedivision im Zweiten Weltkrieg Vormarsch im Schlamm zur Nara Nach Abschluss der Kesselschlacht von Wjasma setzte sich die 15. I.D. nach nur zwei Ruhetagen nach Osten in Marsch. Das zu Beginn der Desna-Offensive herrschende schöne Wetter hatte sich während der Verfolgung merklich verschlechtert. Es war nass und kalt, und bald gab es die ersten Schneeschauer. An dieser Wetterlage änderte sich nichts mehr, was zur Folge hatte, dass sich die Wege in regelrechte Schlammbahnen verwandelten. Auch ohne Feindeinwirkungen und ohne Störungen durch die rote Luiftwaffe wurde dieser Marsch zu einem großem Kampf, ein Kampf gegen die feindselige Natur des Landes. Erschwerend kam für die 15. I.D. hinzu, dass sie sich erneut abseits der großen Straßen ihren Weg bahnen musste.  Vor den Hindernissen (Bachläufe, Übergänge, Anhöhen) stauten sich Fahrzeug hinter Fahrzeug. Die Tagesmarschleistungen nahm rapide ab und betrugen oft nur wenige Kilometer. Viele Kraft- und schwere Gespannfahrzeuge blieben tagelang hoffnungslos im Schlamm stecken; die Marschkolonnen zogen sich weit auseinander. Am besten kamen noch leichte Panjefahrzeuge und der Fuß des Soldaten voran. Besondere Kommandos sollten mit ihren wenigen Zugmaschinen und zusätzlicher Bespannung die steckengebliebenen Fahrzeuge wieder flott machen. Die Versorgung nahm stark ab. Für die überanstrengten Pferde gab es nicht genug Hafer. Mann und Pferd ernährten sich von dem, was die Landschaft gerade hergab. “Der Infanterist schleppte nicht nur sich und sein Gepäck, sondern er musste auch noch helfen, die Fahrzeuge zu ziehen und zu schieben. Oft nass bis auf die Haut, immer mit durchnässtem Fußzeug, kam er nach langem Marsch meist erst bei völliger Dunkelheit in sein Quartier. Zum Zelten war es zu kalt geworden. Die kleinen Panjehütten in den Dörfern waren daher immer überbelegt. Meist reichte der Platz nicht zum Liegen, sondern nur zum Sitzen. Zur Ruhe, zur Körperpflege, zum Trocknen der Bekleidung und des Schuhzeuges kam der Soldat daher nur unzureichend.” (Willemer [1], S. 59) So wie aufgrund dieser Verhältnisse die Verlausung zu nahm, sank die körperliche Widerstandskraft rapide ab. Der Marsch erfolgte in folgenden Etappen: 10. -11. Oktober 1941: Ruhetage südlich der Autobahn 13. Oktober:   Das XX. A.K. (mit der 15. I.D.) wir über die Wossma nach Süden gezogen, um rechts neben dem VII. A.K. nach Osten einzudrehen. 14. Oktober: Überschreiten der Poststraße Dorogobush - Wjasma. Marsch nach Osten in den Raum Melina Waraponovo an der Straße Jelnja - Gorki - Wjasma bei Regen und Schnee. 15. und 16. Oktober: Marsch nach Osten. Das Marschziel bis zum 16.10., die Ugra, wird nicht erreicht. 17. Oktober: Die für den 16.10. bestimmten Marschziele, der Raum um Kolodeni (17 km nördlich Juchnow) werden erreicht. 18. und 19. Oktober: Weitermarsch in den Raum Schunowa-Klebowa-Barakowa (dicht nordostwärts der Straße Medyn-Gshatsk). 20. Oktober: Überschreitung der Schanja. Die Anfänge erreichen die Lusha nordwestlich Kremenskoje. Notiz im Kriegstagebuch des Ib: “Bei den Infanterieregimentern Gefechtsstärken der Schützenkompanien etwa 60 Mann, bei mehreren Bataillonen wird je eine Schützenkompanie aufgelöst. 21. bis 26. Oktober: Aufschließen an der Lusha. Bemühungen um das Heranführen abgehängter Teile. 27. und 28. Oktober: Die 15. I.D. tritt vom XX. Armeekorps zum LVII. A.K. über. Dieses soll die 15. I.D. dem XII. Armeekorps zuführen. Marsch auf der Rollbahn 1 in Richtung Malojaroslawetz. 29. und 30. Oktober: Die 15. I.D. schließt in Marschgruppen hinter der 98. I.D. auf. 31. Oktober 1941: Ein Befehl des XII. Armeekorps trifft ein: Einsatz der 15. I.D. an der Nara zwischen 34. I.D. (rechts) und 98. I.D. (links) unter gleichzeitiger Ablösung von Teilen beider Nachbardivisionen in der Nacht vom 2. auf den 3. November 1941. [vergl. Quelle 1] Ergänzend zu den schlechten Verhältnissen infolge der Schlammperiode und des einsetzenden Winters berichtet der damalige Funker Karl Schäfer (I.R. 88): “Hinzu kam die lästige Verlausung. Wie oft war die einzige Ernährung angefrorene Kartoffeln, dazu etwas Salz, oder auf dem Feld geerntete Gemüsestrunke, die wir kochten. Hin und wieder teilten auch russ. Hausbewohner ihre Krautsuppe mit uns. Einmal entdeckten wir in einer Scheune einen Hammel. Er wurde zu Fleischklößen verarbeitet, von denen wir tagelang lebten- trotz des Talggeschmackes. Sie hielten sich ja im Kochgeschirr bei der inzwischen einsetzenden Kälte frisch. Ein Fund in einem Heustadl - einige Bienenwaben mit Honig - stellte uns vor die Frage, wie wir zu dem Honig kamen. Er wurde aus den Waben in einem Eimer herausgekocht! Ganz selten fanden wir auch einmal ein mageres Huhn, das ebenfalls für mehrere Mann in einem Eimer gekocht wurde. Der Eimer war ein wichtiger Gebrauchs- gegenstand. Er war zum Kochen, Waschen, Pferdetränken und vielem anderen zu ge- brauchen und somit unentbehrlich.” [Quelle 67] Vormarschweg der 15. I.D. zur Nara (Quelle: Willemer [1]) Fahrzeug im Schlamm, Russland Mittelabschnitt im Oktober 1941 (Quelle: Bundesarchiv: Bild 101I-140-1220-17A) An der Ostfront: Festgefahrener Wagen (mit Fliegertuch) wird von den Schützen aus dem Schlamm gezogen (Nov. 1941), [Quelle: Bundesarchiv: Bild 146-1981-149-34A] Verschlammte Strasse im Raum von Moskau (Nov. 1941), [Quelle: Bundesarchiv, Bild 183-B15500]