Am Stadtrand von Mogilew Ende Juli 1941: Straße nach Smolensk. Zur Verfügung gestellt von www.photo-war.com Die 15. Infanteriedivision im Zweiten Weltkrieg Die Eroberung von Mogilew durch die 15. I.D. (23.7. - 26.7.1941) Die Stadt Mogilew wurde von den vorgehenden Panzerdivisionen ausgespart und bildete somit eine Art Insel inmitten des von deutschen Truppen eroberten Gebietes. Die russischen Truppen in der Stadt hatten Verbindung mit einer weiteren Kräftegruppe ostwärts der Stadt. Beide Kräftegruppen waren jedoch abgeschnitten und befanden sich in aussichtloser Lage, was sie aber nicht daran hinderte, erbitterten Widerstand zu leisten. [Kartenskizze: Quelle 1] Zunächst hatte das VII. Armeekorps unter General Fahrmbacher die Aufgabe, Mogilew mit der 7. und 23. Infanteriedivision zu nehmen. Daraufhin wurden diese beiden Divisionen zangen- förmig auf Mogilew angesetzt; die 23. I.D. sollte von Südwesten und die 7. I.D. von Nord- westen angreifen. Auf den Flügeln waren vom 21. bis 23. Juli 1941 Fortschritte erzielt worden. Dabei war die 7. I.D. mit dem Infanterieregiment 62 ostwärts von Mogilew bis tief in den Dnjeprbogen hinein vorgedrungen; diesem Regiment und dem I.R. 19 war es gelungen, Brückenköpfe auf dem Ostufer des Dnjepr zu bilden. Währenddessen war weiter südlich die 23. I.D. mit dem Infanterieregiment 9 auf das Ostufer vorgegangen. Am 22. Juli 1941 wurde Lupolowo zusammen mit Teilen der 78. I.D. (XIII. A.K.) genommen. Die 78. I.D. hatte weiter östlich das Dnjeprknie erreicht. Die 10. Kompanie des Infanterieregiments 67 konnte bereits am 21. Juli 1941 vom Westufer aus die Straßenbrücke am Südrand von Mogilew unzerstört in Besitz nehmen. Mogilew war also am 23.7.1941 von Süden, Osten und Nordosten eng umklammert. Nur der Angriff gegen die Westfront hatte allerdings bislang keinen Erfolg gebracht. Zu beiden Seiten der Anmarschstraße der von Westen herankommenden 15. I.D. bestand eine breite Lücke. Diese wurde von einer Vorausabteilung ab dem 21. Juli überwacht. Die Eroberung von Mogilew fiel somit in der Hauptsache der 15. I.D. zu. Die Gesamtlage machte zudem am 24.7.1941 den Weitermarsch der anderen beiden Divisionen des VII. Korps nach Osten notwendig. Von der 23. I.D. beteiligten sich danach nur noch Teile an der Sicherung des Brückenkopfes im Süden. Von der 7. I.D. nahmen nur das Inf. Rgt. 62 und die Aufklärungsabteilung 7 am weiteren Kampf um die Stadt Mogilew teil. Gegen Mittag des 23. Juli 1941 erreichen die Marschkolonnen der 15. I.D. den Raum von Kniashitsche. Die Infanterieregimenter der 15. I.D. wurden von General Hell wie folgt zum Angriff angesetzt: IR 106 rechts, IR 81 links. IR 88 wurde als Reserve zurückgehalten. Angriffsbeginn: 15:30 Uhr. Der Widerstand starker Gefechtsvorposten wird gebrochen, Einbrüche werden erzielt, aber der Angriff läuft sich zunächst wieder fest. Beide Regimenter kämpfen mit offenen äußeren Flügeln. Um 18:00 Uhr tritt IR106 (rechts II. Bat., links I.Bat.) erneut an und gewinnt gegen sich versteifenden Widerstand Raum. IR81 (rechts III., links I. Bat.) kämpft bis zu dieser Zeit hart um die Kasernen nördlich der großen Straße nach Mogilew; sie werden im Lauf des Nach- mittags schließlich genommen. Am 24.7., 6:00 Uhr früh: Fortsetzung des Angriffs. In eine entstandene Lücke (Feindfeuer hatte das IR81 veranlasst, sich etwas mehr nach Nordosten zu wenden) zwischen IR106 und IR81 wurde die Aufklärungsabteilung 15 (AA15) eingeschoben. Um 7:15 erreicht IR 106 die westliche Bahnlinie. Um 14:00 Uhr brachen die Bataillone im Kampf Mann gegen Mann in die hochgelegenen Vororte von Mogilew ein. Der Widerstand wurde immer härter, die Ordnung der Truppenteile ging wegen des einsetzenden Häuserkampfes verloren. Daraufhin wurde der Angriff des IR106 eingestellt und zwischen das I. und II. Bat. das III. Bat. eingeschoben. Auch die AA15 dringt in den Westteil der Stadt ein. IR81 durchschreitet den Wald westlich von Karabanowka und stößt bis zum Nordbahnhof und in die nördlichen Stadtviertel vor, wo es zu erbitterten und verlustreichen Häuserkämpfen kommt. Am 25.7. wird das IR106 angehalten, um das Eindringen des IR81 von Norden her in die Innenstadt abzuwarten. Doch dazu kommt es nicht; stattdessen muss sich das IR81 heftiger Gegenangriffe erwehren; örtliche Krisen auf dem linken Flügel treten ein. Das in Reserve gehaltene II. Bat. der IR 81 wird dort eingeschoben und so kann die Situation bis zum Abend bereinigt werden. Es folgen russische Gegenangriffe am Abend und in der Nacht entlang der gesamten Divisionsfront. In der Lücke zwischen der 15. und der benachbarten 23. I.D. befinden sich nur schwache deutsche Sicherungen; hier gelingt den russichen Kräften ein Durchbruch. Der Gegner erreicht so mit Teilkräften den Wald 6 km südwestlich Mogilew. Das III. Bat. / IR88 geht daraufhin gegen das Waldstück vor und zerschlägt die kleine russiche Kräftegruppe. Kleinere Gruppen der Sowjets sickern zudem in der Dunkelheit an einigen Stellen durch die HKL bis zu den deutschen Gefechtsständen und verbreiten einige Unruhe; diese unzusammenhängenden Vorstöße werden aber schließlich alle zerschlagen. Am 26.7. erfolgt der konzentrische Angriff aller drei Infanterieregimenter gegen den Stadtkern. Der feindliche Widerstand lässt nun stetig nach, nachdem sich die Kampfkraft der Sowjets in den Gegenangriffen und dem Ausburchsversuch am Vortag und in der Nacht abgeschwächt hatte. IR 88 nimmt an der jetzt zerstörten Dnjepr-Brücke Verbindung zur benachbarten 23. I.D. auf, nachdem es zuvor am Westufer des Dnjepr vorgegangen ist. Auch der rechte Flügel des IR106 erreicht diese Brücke. Andere Teile des Regiments kämpfen sich im Stadtkern bis zur Hauptkirche vor und hissen dort -500 m nördlich der Brücke- die Regimentsflagge. IR81 erobert inzwischen das hart umkämpfte "Rote Haus" und erreicht mit dem rechten Flügel ebenfalls die Hauptkirche im Stadtzentrum. Bis zum Abend wird schließlich der letzte Widerstand gebrochen. Der Kampf um Mogilew ist beendet. [vergl. Quelle 1] [Kartenskizze: Quelle 1] Ein großer Teil der Mannschaften hatte zum ersten Mal den richtigen Krieg erlebt, zum ersten Mal im Feuer gestanden. So war es nicht verwunderlich, dass nicht immer alles reibungslos verlief. Beispielsweise wurde am 23.7. ein Ruf “Panzerabwehr nach vorne” falsch weitergegeben als “Panzer von vorne!”, was zu großer Aufregung führte. Auch die sowjetischen Gegenangriffe führten bei den jungen deutschen Soldaten hier und da zu Verunsicherung. Die in der Schlacht um Mogilew erlittenen Verluste der 15. I.D. werden als "beträchtlich" eingestuft, in der Divisionsgeschichte werden jedoch keine Gesamtzahlen genannt. Das I. Bat./IR 81 hatte alleine 89 Verluste an Gefallenen und Verwundeten. Das I. Bat./IR106 hatte 101 Ausfälle zu beklagen. Dennoch war die Eroberung der Stadt für die Wehrmacht ein prestigeträchtiger Erfolg. Mehrere sowjetische Divisionen waren vernichtet, und es wurden -wie das Kriegstagebuch Ib auswies- 12575 Gefangene eingebracht. Oberst Behrens musste im Rundfunk über die Eroberung der Stadt Auskunft geben. Der Feldwebel Josef Gollas (II./106) wurde mit dem Ritterkreuz ausgezeichnet. Er hatte sich durch besondere Tapferkeit beim Sturm auf einen hartnäckig verteidigten Häuserblock ausgezeichnet. [vergl. Quelle 1] Der damalige Unteroffizier Hermann Seum berichtete, dass die Schlacht um Mogilew die ersten Kampftage für die 15. Infanteriedivision im Osten gewesen seien, und dass die Zahl der Gefallenen in seiner Kompanie (8./IR81) am ersten Tag der Schlacht höher gewesen sei, als im gesamten Zeitraum des Westfeldzuges. Hermann Seum berichtete von zahlreichen Toten aufgrund von Kopfschüssen durch Scharfschützen. Aufgrund dieser Erfahrung musste er sich später beim Vorspann der deutschen TV-Krimiserie "Tatort" - dort bewegt sich ein Fadenkreuz über ein menschliches Auge- stets abwenden, weil ihn die Erinnerungen an den Krieg und speziell an Mogilew einholten. Hermann Seum erinnerte sich besonders an den zähen Widerstand von russischen Offiziers- und Unteroffiziersanwärtern einer dort ansässigen Kriegsschule. [vergl. Quelle 2] Als Wilhelm Willemer nach dem Krieg um Informationen für seine Divisiongeschichte bat, schrieb ihm am 19.5.1954 der ehemalige Dritte Generalstabsoffizier (I c) Dietrich Moll zum Angriff auf Mogilew: "[Der] 23.7. ist mir so in Erinnerung: Der Divisionsgefechtsstand war hart südlich der Straße Knashitshi-Mogilew; etwa 500 m feindwärts ebenfalls an der Straße befand sich der vorgeschobene Gefechtsstand des VII. Armeekorps mit seinem Chef, dem damaligen Oberst i.G. Krebs. Die ersten Eindrücke waren zähes Kämpfen des Russen bei eigenen unerwartet hohen Verlusten besonders an Offizieren und Unteroffizieren. Ich selber habe dann meist in vorderer Linie den Angriff des I.R.81 mitbegleitet, war die Nacht bis zum 25.7. auf dem Nordbahnhof, wo die Lage meist nicht ganz klar war, bei einigen russischen Durchbrüchen von Panzerspähwagen pp., die zur Verwirrung wesentlich beitrugen. Vom 24.7. kann ich in Einzelheiten nicht mehr berichten, dasselbe gilt auch für den 25., wo ich die Lage am Roten Haus doch im wesentlichen als stabilisiert angesehen habe. Am 26. habe ich dann das Antreten des Bataillons Schötensack [I.R.106] als vorderstes Bataillon mit begleitet. Von einem Häuserkampf kann man nicht sprechen. Die russischen Soldaten kamen einzeln heraus, nachdem sie sahen, dass ihnen nichts passierte. Die eigenen Truppe war sehr nervös und machte sich Mut durch sinnloses Handgranatenwerfen in die einzelnen Häuser. Ich habe dann noch den meines Erachtens völlig verfehlten Ansatz eines Panzeraufklärungsfahrzeuges der Aufklärungsabteilung 15 gesehen, der bei der noch vorhandenen Abwehr zum Verlust dieses Fahrzeuges und der Besatzung geführt hat. Völliger Unsinn. Ich selber bin dann nach dem Eintreffen auf dem Stadtplatz und nach Beseitigung einiger Widerstandsnester, die aus dem Hinterhalt geschossen hatten, wodurch wiederum Führerverluste eingetreten sind, zurück zum Divisionsgefechtsstand gefahren. Vernichtender Eindruck über nachströmende Etappeneinheiten, wie Flakbatterien und Veterinäreinheiten, die zum Plündern á la France nunmehr sehr mutig vorfuhren, so dass bald nach Abebben des eigentlichen Kampfes ein ziemlicher Sauhausfen in der Stadt zu erkennen war, der zusätzlich durch Plünderungen der Bevölkerung erhöht wurde. Die Truppe hatte gut und tapfer gekämpft. Die Führung hatte stets saubere Vorbereitungen getroffen und war auch immer Herr der Lage. Zu irgendwelchen ernsten Krisen ist es hier nicht gekommen. Die Truppe zeigte sich zunächt durch das Verhalten des Russen überrascht, da sie bisher nur französische Gegner und den meist rückwärts laufend erlebt hatte. Dies zeigte sich durch gewisse Harmlosigkeiten im Vorgehen und im persönlichen Verhalten, die aufgrund harmloser Ausbildung diesem Gegner gegenüber zu erheblichen Verlusten führen musste." [Quelle: 32, BA MA N342 - 1]               Mit freundlicher Genehmigung von www.photo-war.com Der Funker Karl Schäfer (I.R.88) erinnert sich: “Die Einnahme von Mogilew machte ich im Funktrupp beim I. Batl. mit. Über eine Straßen- gabel kommend, stürmten wir mit den Kompanien in die Stadt, aus der uns starker Wider- stand entgegenschlug. Nachdem dieser gebrochen war, mussten wir bis zum Dnjepr vorstoßen. Das III. Batl. ging in einem Waldstück vor, wobei mein Vetter Helmut verwundet wurde. Die Anzahl der Gefangenen, die unser Regiment machte, war erheblich.” Nach der Schlacht um Mogilew marschierte die 15. I.D. nach nur einem Tag Ruhe erneut ca. 200km bis kurz vor Jelnja- zum Kampf in den berüchtigten "Jelnja-Bogen". Lage der Heeresgruppe Mitte am 21.7.1941 (nach OKW-Lagekarte und Lagekarte VII. Armeekorps) [Quelle: Willemer [1] ] Die Eroberung Mogilews 23.7.- 26.7.1941 [Quelle: Willemer [1] ] Das Bild zeigt Hermann Seum im Jahre 1938 vor dem Kompaniegebäude der 8./IR88 in der Hessen-Homburg-Kaserne in Hanau. Er wurde im Früjahr 1940 im Rahmen einer Divisionsumgliederung zur 8./IR 81  versetzt. [Foto im Besitz des Verfassers] [vergl. Quelle 1]             Kampf um die Vororte Rotes Haus Scharfschützen Alternative Schreibweisen für Mogilew: Mogilev Mohilev Mahiljou Mogiljow Mahiloŭ Krisen [Quelle 67] Foto eines Tross-Soldaten der 15. I.D. . Mogilew (Ende Juli 1941), nach der Schlacht. Zur Verfügung gestellt von www.photo-war.com Foto eines Tross-Soldaten der 15. I.D. in Mogilew. Die Straße nach Smolensk.Zur Verfügung gestellt von www.photo-war.com Der damalige Feldwebel Josef Gollas wurde mit dem Ritterkreuz ausgezeichnet. Mit freundlicher Genehmigung von www.photo-war.com Verluste