Die 15. Infanteriedivision im Zweiten Weltkrieg Im Osten 1943 / 1944 Vorgeschichte des zweiten Osteinsatzes der 15. I.D. Der Winter 1942 /1943 stand im Zeichen der Schlacht um Stalingrad. Hungernde, frierende, erschöpfte Soldaten der 6. Armee und von Teilen der 4. Panzerarmee wehrten sich verzweifelt im Kessel gegen die Übermacht der Sowjets. Diese traten am 10. Januar 1943 zur letzten großen Offensive zur Vernichtung der eingeschlossenen Truppen an. Diese “Operation Klozo” begann mit einem Sperrfeuer von nicht weniger als 7000 Geschützen, dem der Großangriff der Infanteristen und Panzer Rokossowskis folgte. Die völlig unterversorgten Soldaten im Kessel trotzten noch weitere drei Wochen diesem Inferno. Der kurz zuvor zum Feldmarschall ernannte Befehlshaber der 6. Armee, Paulus, ergab sich am 31. Januar mit der Südgruppe des inzwischen gespaltenen Kessels. Quelle: [ 38 ] Am 2. Februar 1943 ergab sich die zuletzt noch kämpfende Nordgruppe, der Rest des XI. A.K. . “Was härtester Kampf und Erbarmungslosigkeit des Hungers und der eisigen Kälte der russischen Steppe begonnen hatten, sollte sowjetische Gefangenschaft an Soldaten vollenden, die sich erst ergeben hatten, als ihre kraftlos gewordenen Arme die Waffen nicht mehr führen, die erstarrten Hände sie nicht mehr bedienen konnten, als sie ohne Munition dem übermächtigem Feinde gegenüberstanden.” (Manstein, [19], S. 395) Quelle: [ 19 ] Rund 260.000 Soldaten wurden am 22. November 1942 im Kessel eingeschlossen. Von diesen waren nach dem Ende des Kampfes am 2. Februar 1943 nur noch 90.000 bis 95.000 am Leben. 24.000 Verwundete und sehr wenige Spezialisten konnten ausgeflogen werden. Alle übrigen waren gefallen, verhungert oder durch Erschöpfung und Unterkühlung gestorben. 90.000 bis 95.000 Soldaten gingen in sowjetische Gefangenschaft, die nur 5.000 überlebten. Quelle: [ 10 ] Unter dem Eindruck dieser Katastrophe standen auch die Soldaten der 15. I.D., obwohl sie zu diesem Zeitpunkt noch sehr weit von der russischen Front entfernt an der französischen Atlantikküste lagen. Wilhelm Willemer schrieb in der Divisionsgeschichte: “Der Schatten Stalingrads hatte die Sonne über Deutschland verdunkelt.” Quelle: [ 1 ] , S. 118 Unterdessen musste sich der Oberbefehlshaber der Heeresgruppe Don, Generalfeldmarschall von Manstein, schnell wieder auf die nächsten schwierigen Situationen einstellen. Durch das monatelange Ausharren der Verteidiger des Stalingrad-Kessels waren 80 russische Verbände an dieser Front gebunden worden. Der 1. Panzerarmee war so ihr Rückzug aus dem Kaukasus durch den “Flaschenhals Rostow” und über das Asowsche Meer wesentlich erleichtert worden. Die 4. Panzerarmee, die der 1. Panzerarmee bei ihrem Rückzug den Rücken freigehalten und das Tor Rostow offen gehalten hatte, wurde nach der Kapitulation von Stalingrad hinter den Don zurückgezogen. Zuvor hatte sich die 1. Panzerarmee in einer “Rochade” an der 4. Panzerarmee vorbei bewegt und wurde nun zum mittleren Donez verlegt, wo sie der schwer bedrängten Armee-Abteilung Hollidt zur Hilfe eilen sollte. Denn zuvor war der Gegner am mittleren Don im Abschnitt der ungarischen Armee durchgebrochen. Er strömte nun schier unaufhaltsam in einer 300km breiten Lücke zwischen Woroschilowgrad und Bjelgorod nach Westen und drohte den ganzen Südflügel der deutschen Ostfront abzuschneiden, was die Einkesselung von sieben Armeen und einer Million Soldaten bedeutet hätte. Das Oberkommando des Heeres konnte nicht hoffen, dieses Loch mit heranrollenden Reserven zu schließen, daher war die Verlegung der 1. Panzerarmee die einzige Alternative. Wie immer, wenn Gelände aufgegeben werden musste, war Hitler zunächst dagegen, und es kostete Manstein viel Kraft, um ihn zu überzeugen “an der entscheidenden Stelle, im Gebiet zwischen dem Donez und dem unteren Dnjepr, stark zu sein” (Manstein, [19], S. 423). vergl. Quellen: [ 10, 19, 38 ] Anbei ein Auszug des Fernschreibens vom FS OKH/Op.Abt. (Führungsstab Oberkommando des Heeres / Operationsabteilung) mit Weisung für die weitere Kampfführung am 12.2.1943 an die Heeresgruppe Don (wiedergegeben im KTB HGr Don). Darin sollten der neuen HGr Süd, die zur Führung einer „Angriffsarmee Süd“ ein Panzerarmeeoberkommando freizumachen hatte, folgende Verbände zugeführt und mit dem Eintreffen unterstellt werden: „333. ID bis 16.2. nach Postyschewo, SS-Totenkopf bis 19.2. nach Poltawa, 15. Div. 22.-28.2. nach Pawlograd. 332. Div. 1.-7.3. nach Pawlograd, 167. Div.20.-26.2. nach Poltawa, drei weitere West-Divisionen (Zeiten werden noch mitgeteilt).“ [ Quelle: 8, S. 137 ] Am 15. Februar 1943 gab SS-Oberstgruppenführer Paul Hausser seinem Panzerkorps (später II. SS-Panzerkorps) den Befehl, Charkow zu räumen, um seine Soldaten vor einer Einkesselung durch die inzwischen weit vorgedrungenen russischen Kräfte zu bewahren. Wiederum hatte Hitler vorher ausdrücklich befohlen, Charkow “bis zum letzten” zu halten, doch Hausser widersetzte sich diesem Befehl.   Die Vorausabteilungen der Roten Armee waren nur noch 60 Kilometer vom Dnjepr entfernt. Ihr Ziel waren die Dnjepr-Übergänge bei Dnjepropetrowsk und Saporoshje. Rostow war von den deutschen Truppen aufgegeben worden; die Armeegruppe Hollidt verteidigte zusammen mit der 4. Panzerarmee den Mius-Abschnitt. In diesem Stadium zeigten sich nun die Fähigkeiten Mansteins, der mit einer kühnen Gegegnoffensive die kritische Situation bereinigte. Dafür musste er große Risiken eingehen und hart um das Einverständnis Hitlers ringen. Manstein stellte den sowjetischen Angriffsspitzen kaum Kräfte entgegen. Er baute vielmehr darauf, dass ihre Versorgungswege immer länger und anfälliger würden. So ging er zum Schein auf das “Wettrennen zum Dnjepr” ein, was die Gegenseite zu einem immer energischeren Vormarsch veranlasste; Die Dnjepr-Übergänge wurden so zum “Köder” für die Sowjets. Währenddessen zog Manstein die 4. Panzerarmee von der Miusfront ab und verlegte sie in den mittleren Heeresgruppenabschnitt südlich von Pawlograd, von wo aus er die offene Flanke der russischen Angriffsspitzen in nördlicher Richtung angreifen konnte. Außerdem wurde das aus Charkow westlich zurückgewichene II. SS-Panzerkorps nun nach Süden angesetzt, um die Flanke der roten Verbände von der anderen Seite nach Süden anzugreifen. Am 20. Februar 1943 begann der deutsche Gegenangriff. In einer klassischen Panzerschlacht wurden die sowjetischen Angriffskeile im Norden (sowj. 6. Armee) und im Süden (sowj. Panzergruppe Popow) von ihren Verbindungen abgeschnitten und später aufgerieben. vergl. Quellen: [ 10, 19, 38 ] Doch war die Lage zwischenzeitlich durchaus kritisch. Die Spitzen der Panzergruppe Popow bedrohten sowohl den für die Versorgung sehr wichtigen Eisenbahnknotenpunkt Sisnelnikowo als auch das Hauptquartier der Heeresgruppe Süd in Saporoshje. Gegen diese Spitze wurde nun die 15. Infanteriedivision, die per Eisenbahn aus westlicher Richtung herankam, angesetzt. Sie sollte eigentlich in Dnjepropetrowsk ausladen, fuhr nun aber weiter um aus dem Zug heraus den Kampf in Sisnelnikowo aufzunehmen. Die Verlegung der 15. I.D. an die Ostfront wurde mit rund 70 Zügen durchgeführt. Voll ausgerüstet erreichte sie -aus dem Raum La Rochelle-Niort in Frankreich kommend- nach einer Fahrtzeit von 9 Tagen die Ausladebahnhöfe von Dnjepropetrowsk. Der Kontrast konnte für die Soldaten kaum größer sein: Aus einer fast friedensmäßigen Garnison kommend mitten hinein in Schnee, Kälte, Schlamm und schwere Kämpfe. Die Division wurde am 22. Februar 1943 der 4. Panzerarmee unterstellt. vergl. Quellen: [ 1, 19, 39 ] Der Oberbefehlshaber der Heeresgruppe Süd, Generalfeldmarschall Erich von Manstein Lage bei der HG Süd Ende beim Eintreffen der 15.I.D. ab 21. Februar 1943 (Quelle: Willemer [1]) Die Überlebenden von Stalingrad auf dem Weg in die Gefangenschaft. (Quelle. Bundesarchiv Bild-Nr. 183-E0406-0022-010) Sowjetische Soldaten beim Kampf in den Ruinen von Stalingrad (Quelle. Bundesarchiv, Bild-Nr. 183-P0613-308) Der Kommandeur des II. SS-Panzerkorps, Oberstgruppenführer Hausser (Quelle: wikimedia.org) Die russischen Rückeroberungen von November 1942 bis Februar / März 1943 (Quelle: wikimedia.org) Skizze zur Situation bei der Heeresgruppe Don in Januar und Februar 1943 Der deutsche Gegenstoß im Süden der Ostfront ab 20. Februar 1943