Die 15. Infanteriedivision im Zweiten Weltkrieg Die Isjum-Schlachten (17. Juli - 28. August 1943) Juli 1943. Nach Anfangserfolgen war der deutsche Großangriff zur Abschnürung des Kursker Bogens ("Unternehmen Zitadelle") liegen geblieben, die alliierte Invasion in Italien und die Notwendigkeit, starke Kräfte an diese Front zu werfen, führten schließlich zur Einstellung dieses letzten großen Angriffes der Wehrmacht im Osten. Die Rote Armee hatte sich stark genug gezeigt, sowohl dem deutschen Angriff standzuhalten, als auch nördlich und südlich des Kursker Bogens selbst mit starken Kräften anzugreifen. Im Norden erfolgte der Angriff bei Orel, im Süden griffen die Russen in einer Reihe von großen Angriffshandlungen am Mius und beiderseits Isjum am Donez an. Von nun an war die Initiative endgültig an die Sowjets übergegangen. Mitte Juli 1943 vollzog sich der sowjetische Aufmarsch zu einem der erwähnten Angriffe bei Isjum direkt vor den Augen der 15. Infanteriedivision. Russische Truppen marschierten auf der Höhenstraße ostwärts des Sawinzy-Bogens auf. Erstaunlicherweise schien der Gegner keinerlei Wert auf Tarnung zu legen. Der Aufmarsch vollzog sich am helllichten Tage; Beobachtungsstellen der deutschen Artillerie zählten mehrere Marschkolonnen und hunderte von Fahrzeugen. Alsbald schoss die weitreichenste deutsche Artillerie mit Sonderkartuschen in den Aufmarsch hinein, doch auch davon ließen sich die Sowjets nicht stören. Wider Erwarten setzte er keine Flugzeuge oder Artilleriefeuer gegen die deutsche Artillerie ein. Vor der direkten Front der 15.I.D. wurden dagegen keine Feindbildänderungen festgestellt. In der Nacht vom 16. auf den 17. Juli 1943 begann schließlich der russische Angriff, der durch Fliegereinsätze beim deutschen XXXX. Panzerkorps (dem rechten Nachbarkorps des LVII. Panzerkorps) eingeleitet wurde. Im Morgengrauen setzte dann das Trommelfeuer der russischen Artillerie ein, dem Infanterieangriffe folgten. Der westliche Flügel dieses Großangriffs im Rahmen der ersten Isjum-Schlacht lag im Abschnitt der rechten Nachbardivision der 15. I.D., bei der 257. Infanteriedivision bei der Bereka-Mündung. Auch im Abschnitt der 15. I.D. fanden örtliche Angriffe statt. So lag auf dem G. R. 88 "lebhaftes Artillerie- und Granatwerferfeuer". (Willemer [1], S. 139) Infanterieangriffe wurden gegen alle drei Regimenter vorgetragen, am stärksten gegen die vom G.R. 106 gehaltene "Sternchenhöhe". Alle Angriffe im Abschnitt der 15. I.D. wurden abgewiesen. Die Gefechtstätigkeit der Sowjets im Abschnitt der 15. I.D. ließ erkennen, dass offenbar kein Großangriff in diesem Abschnitt zu erwarten war, stattdessen sollten die Angriffe eher der Ablenkung und Fesselung dienen. Dagegen kam es beim XXXX-Panzerkorps zu schweren Gefechten, bei denen der Gegner ostwärts der Bereka-Mündung den Donez überschritt und in die Hauptkampflinie (HKL) einbrach. Aus dieser Offensive der Sowjets ergaben sich die neuen Aufgaben für die 15. I.D., die nun dem schwer ringenden Nachbarn helfen sollte. Dazu sollten Abschnitte übernommen und Truppen abgegeben werden. Bereits um 10:25 Uhr soll laut Befehl die zu diesem Zeitpunkt der 15. I.D. unterstellte Sturmgeschützabteilung 203 (zunächst noch ohne eine Batterie) in Marsch gesetzt werden.   In der Nacht vom 18. auf den 19. Juli 1943 übernimmt das in Reserve liegende II. Bataillon der G.R. 81 den Abschnitt der 257.I.D. beiderseits Protopopowka. Eine Nacht später übernimmt die Radfahrabteilung 15 einen weiteren Abschnitt der Nachbardivision. In einem dritten Abschnitt wird außerdem das I./G.R. 549 eingesetzt. Dieses Bataillon der 328. I.D. (linker Nachbar der 15.) war der 15.I.D. vorher unterstellt worden. Somit reicht die Front der 15. Infanterie-Division nun auf dem rechten Flügel bis Petrowskaja. Durch die Übernahme der drei neuen Bataillonsabschnitte musste ein weiterer Führungsstab gebildet werden. Dazu wurde der "Regimentsstab Börgemann" (Börgemann war Kommandeur der Panzerjägerabteilung 15) eingerichtet, um die Führung der eingesetzten Truppen im Abschnitt zwischen Pertowskaja und Baidaki zu übernehmen. Adjutant dises Stabes wurde einer der sog. "Schlieffenpimpfe" (in der Generalstabsausbildung befindliche Offiziere), Hauptmann Peiler. "Der Division wurden im Laufe der Zeit eine Anzahl [dieser Offiziere] zugewiesen. Fast alle haben sich vorzüglich bewährt." (Willemer [1], S. 141) Indessen hatte Oberst Hirt einige Umorganisationen bei der Artillerie veranlasst. Die vierten Geschütze jeder Batterie wurden in zusätzlichen Batterien zusammengefasst, denen anschließend auch Feuerleit-und Führungseinrichtungen aus Abgaben zugeführt wurden. Ebenfalls wurde ein weiterer Abteilungsstab gebildet. Das hatte den Vorteil, dass die Artillerie auf dem breiten Divisionsabschnitt nun deutlich beweglicher war. Eine "Artillerie-Gruppe Süd" wurde zunächst nordwestlich Petrowskaja gebildet, um die ringende 257. I.D. bei der Abwehr der sowjetischen Angriffe durch flankierendes Feuer wirkungsvoll zu unterstützen. Am Abend des 19. Juli 1943 wird die 3. Batterie der Sturmgeschützbrigade und die leichte Heeres-Artillerieabteilung zum bedrängten XXXX.Panzerkorps in Marsch gesetzt. Diesen Einheiten folgt bald die 2. Kompanie der Panzerjägerabteilung 15, die sich bald durch 27 abge- schossene russische Panzer in wenigen Tagen besonders auszeichnen sollte. Mittlerweile war die HKL der 15. I.D. 51 km breit geworden. Dennoch wurden das Feldersatzbataillon, zwei Pionierkompanien und die beiden SFL-Kompanien der Panzerjägerabteilung 15 als Reserve zurückgehalten. Von dieser Reserve wird die 3./Pionierbataillon 15 hinter die Naht zum rechten Nachbarn nach Petrowskaja verlegt, wo sie sich bereits am 21. Juli bewähren musste: Die Russen waren in der Nacht in Bataillonsstärke in Petrowskaja eingedrungen und erlitten schwere Verluste, als sie anschließend im Gegenangriff der 3./Pi.Bat. 15 und örtlicher Reserven wieder über den Donez zurückgeworfen wurden. Auf dem linken Divisionsflügel der 15. waren aus dem herzförmigen Donezbogen am 22. Juli Geräusche wahrgenommen worden (Holzfällarbeiten und andere), die auf einen bevorstehenden Angriff schließen ließen. Daraufhin wurde die 2./Pi.Bat. 15 und eine aus Abgaben aller Regimenter gebildete Großkompanie Granatwerfer hinter dem bedrohten Abschnitt zusammen gezogen. Außerdem feuerte die deutsche Artillerie in die vermuteten Bereitsstellungsräume der Russen. Doch der Angriff fand nicht statt. "War es eine russische Täuschungsmaßnahme ?" (Willemer [1], S. 142) Die Angriffe im Abschnitt des XXXX.Panzerkorps wurden von den standhaften Infanteriedivisionen und von einigen aus dem "Zitadelle"-Abschnitt herangeführten Panzerdivisionen in schweren Kämpfen abgeschlagen, auch wenn geringe Geländeverluste in Kauf genommen wurden. Auch die Front am Mius hielt. Infolge der schweren russischen Verluste flaute die erste Isjum-Schlacht schließlich am 28. Juli 1943 ab. Die 257. I.D. übernahm wieder ihren Abschnitt bei Petrowskaja und das I./G.R. 549 trat zur 328. I.D. zurück. Die übrigen Abschnitte des Regimentsstabes Börgemann bleiben weiter von der 15.I.D. besetzt. Die beiderseitige Spähtrupptätigkeit nahm wieder stark zu, "die Überlegenheit der eigenen Truppe wurde dabei immer eindeutiger." (Willemer [1], S. 142) Am 6. August 1943 hatten die Russen die Ablösung ihrer angeschlagenen Verbände offenbar vollendet; neue Kräfte waren zugeführt worden. Die Angriffe flammten wieder auf und steigerten sich bald zu neuen Großangriffen, denen die geschwächten deutschen Truppen nur mit größter Mühe standhalten konnten. Im Abschnitt der 15. I.D. griffen wiederholt russische Schalchtflieger vom Typ Il 2 an; am 7. August schoss die Flugabwehrkompanie der Panzerjägerabteilung 15 drei Flugzeuge ab. Am 15. August 1943 gelang dem Gegner bei der 161. I.D. (übernächste linke Nachbardivision der 15.) ein tiefer Einbruch. Auch dieser Angriff hatte Auswirkungen für die 15.I.D., da sie einen Bataillonsabschnitt der links benachbarten 328. I.D. übernehmen musste, da diese Division Truppen für ihren Westflügel freimachen musste. Diese neuen Abschnitte der 15. I.D. wurden vom Feldersatzbataillon 15 und von der 1./Pi.Bat. 15 übernommen. In der Nacht vom 16. zum 17. August muss die 15. I.D. auch wieder die Abschnitte der 257. I.D. bei Petrowskaja übernehmen (durch Teile der Pz.Jg.Abt. 15 und durch das Pi.Bat 15 ohne 1. Kompanie). Trotz der dünnen Besetzung der langen HKL wird zum Zweck der Bildung einer schlagkräftigen Reserve am 18. August das II. Bataillon des G.R. 81 aus der Front gezogen; die entstandene Lücke wird durch Dehnung der Nachbarabschnitte (G.R. 88 und Radfahrabteilung 15) geschlossen. Doch bereits am 19. August 1943 geht der Befehl ein, beschleunigt ein Bataillon zum XXXX. Panzerkorps in Marsch zu setzen. Daraufhin wird die gerade gewonnene Reserve (II./81) mit motorisiertem Transportraum des I b dorthin gesandt. Am 21. August 1943 trifft der Befehl ein, dass die 15. I.D. ihren Abschnitt mit der schwer angeschlagenen 46. I.D. tauschen soll. Doch diese Absicht wird wieder fallen gelassen, als neue Angriffe im Abschnitt der 46. stattfinden, die eine Herausziehung dieser Division verhindern. Zwei Tage später, am 23. August, trifft um 15:30 Uhr der Befehl ein, dass "sofort" ein kampfkräftiges Bataillon zur 46. I.D. in Marsch zu setzen sei. Da die Not offensichtlich groß war, sollte das betreffende Bataillon noch bei Tage - ohne auf Ablösung zu warten - aus der Front gezogen werden. Wie befohlen zog die 15. I.D. unter den Augen des Feindes das II. Bataillon des G.R. 88 aus der Front südlich von Tschepel. Wiederum brachten motorisierte Transporte des I b das Bataillon an den befohlenen Abschnitt. Hier wurde es bald erfolgreich gegen eine verlorene Höhe eingesetzt. Die bei der 15. I.D. entstandene Lücke konnte nur durch Aushilsmaßnahmen geschlossen werden. Alarmeinheiten der Artillerie und ein Strafvollstreckungszug übernahmen die Stellung; diese schwache Stelle in der HKL musste in Kauf genommen werden. Doch mit diesen vielen Aushilfen und Abgaben nicht genug, musste die 15. I.D. am 24. August einen weiteren Abschnitt des rechten Nachbarn übernehmen. Hierzu wurde das Pionierbataillon 15 unter dem Regimentsstab Börgemann von Petrowskaja bis zur Berekamündung eingesetzt. Trotz dieser weit überdehnten Front -oder auch gerde deshalb- zog Divisionskommandeur Buschenhagen das II./106 aus der Divisionsmitte von der Front ab und bildete eine Reserve. Wiederum mussten die Nachbareinheiten die Lücke schließen, so dass deren Linien noch dünner wurden. Doch die Überdehnung der HKL war immer noch nicht zu Ende. Ein tiefer Einbruch bei der linken Nachbardivision (328.) zwang das LVII. Panzerkorps dazu, die 15. I.D. zusätzlich auch noch mit der Übernahme eines zweiten Abschnitts der 328. I.D. zu belasten. Somit musste erneut die gerade herausgezogene Reserve (diesmal das II./106) wieder anderweitig verwandt werden. Das II./106 wurde am 28. August in Marsch gesetzt um den linken Flügel beiderseits Meloraja zu übernehmen. Somit hatte die Division eine HKL von 75 km Länge zu verteidigen. Sie reichte von der Bereka- mündung bis Tschervony Schljach. Die 15. I.D. hatte außerdem zwei Battaillone (II./88 und II./81), die 2./Pz.Jg.Abt. 15 und alle urspünglich unterstellten Heerestruppen an die bedrohten Nachbarn abgegeben. Insgesamt sechs "fremde" Bataillonsabschnitte wurden von der 15. I.D. übernommen. Als Reserve standen nur noch einige Pak auf Selbstfahrlafetten zur Verfügung. "Der Divisionskommandeur war ein armer Mann geworden." (Willemer [1], S. 143). Auch die Regiments- und Bataillonskommandeure mussten auf Reserven weitgehend verzichten und die dafür vorgesehenen Truppen (z.B. Pionierzüge und Reiterzüge) in die HKL eingliedern. Dennoch gelang es der 15. I.D. zahlreiche Stoßtruppangriffe in ihren Abschnitten abzuwehren, woran die Artillerie der Division einen großen Anteil hatte. Mit einer Stärke von 140 (II./81) und 195 (II./88) Mann trafen die beiden abgegebenen Bataillone "nach ehrenvollem Einsatz" (Willemer, ebd.) Anfang September wieder bei der Division ein. Quelle:  [ 1 ]       Die Verbreiterung des Divisionsabschnittes als Nachbarhilfe im Rahmen der Isjum-Schlacht (Quelle: Divisionsgeschichte Willemer [1]) Aufmarsch